Wolfgang Horak, Ex-Siemens-Manager und mittlerweile Präsident der Donaustadt Timberwolves, will Basketball in Wien mit einem nachhaltigen Konzept versorgen.

Foto: D.C. Timberwolves

Beim Nachwuchs boomt Basketball. Was in Wien fehlt, ist eine echte Basketballhalle bzw. eine moderne Multifunktionshalle für den Profibereich.

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Wien - Während andere jammern, prescht Wolfgang Horak vor. Der ehemalige Siemens-Topmanager sieht nicht ein, warum Basketball in vielen Weltstädten boomen kann, nur in Wien nicht. Den Hype um den Nachbarn im basketballerischen Olymp, Dirk Nowitzki, haben auch hierzulande alle mitbekommen. "Der Sport braucht einen starken Verein in Wien und vor allem ein Publikum", sagt Horak, Präsident der im 22. Bezirk beheimateten Donaustadt Timberwolves, die 2010 von der Bundessportorganisation (BSO) zum "Top-Sportverein" Österreichs gekürt worden waren. Und für ein Publikum braucht es eine Halle. Am besten multifunktional, was in Wien im modernen Sinne nicht gegeben ist. Die großen Ballsportarten ächzen weiter.

Eine Möglichkeit, dem Turnsaal-Mief zu entkommen, böte die Halle 3 im Eissportzentrum in Kagran. Gut 1.000 Zuschauer gehen in das Schmuckkästchen rein, wo die zweite Mannschaft der Vienna Capitals Nationalliga spielt. Das Eis ließe sich mit einem Spezialboden zudecken, es wäre sozusagen ein Mini-Madison-Square-Garden in Wien (ohne die NHL- und NBA-Stars der Rangers und Knicks).

Zu teuer, zu aufwendig

Franz Kalla, Geschäftsführer der Vienna Capitals, winkt jedoch ab. Erstens sei es eine Sache der Widmung und zweitens eine Kostenfrage: "Alleine das Eis mit einem Spezialboden zuzudecken kostet mehrere hunderttausend Euro. Da ist der Bandenauf- und -abbau gar nicht inbegriffen." Ein regelmäßiger Heimspielbetrieb wäre auch nicht möglich, weil der Betrieb in Kagran mit Eishockey, Shorttrack und Eiskunstlauf voll ausgelastet sei. "Anders sieht es in der Off-Season aus. Bei weniger Eiszeiten könnte man ein Turnier sicher veranstalten. Die Handballer würden im Sommer gerne ihre Qualifikations-Spiele für die Europameisterschaft bei uns spielen", sagt Kalla. Und erwartet da immerhin ein paar tausend Zuschauer, ähnlich wie bei den Capitals. Was freilich kein Vergleich zur Resonanz im Basketball ist.

"Basketball ist Eishockey 20 Jahre hinterher, und wenn du dich bemühst, kannst du es in acht oder zehn Jahren schaffen, den Rückstand aufzuholen", wurde Wolfgang Horak erzählt. Die Suche nach einer echten Basketballhalle und einem Stammpublikum wird also weitergehen. 2020 ist eine Benchmark, bis dahin will er die Timberwolves zur Nummer eins im Wiener Basketball machen. Eine Garantie für den langfristigen Erfolg soll eine Kooperation mit dem mächtigen FC Bayern München bringen. Eine Zusammenarbeit, die nicht nur den Austausch von Know-how, sondern auch den Wechsel von Talenten der Vereine beinhalten soll. "Beide Seiten werden profitieren", sagt Marko Pesic, sportlicher Leiter der Bayern.

Kein Frühstücksdirektor

Es bewegt sich etwas in Wien. Die Timberwolves haben gemeinsam mit dem Zugpferd Austria Wien, den Vienna Vikings (Football) und dem SV Schwechat (Handball) die erste Ballsport-Akademie gegründet, die sich im Leistungssportgymnasium Wendstattgasse in Favoriten befindet. Die Bayern wollen Ähnliches in München aufziehen. Bei Schnuppertrainings für die Volksschulen erreichten die Wölfe statt erwarteter 500 über 4.000 Anmeldungen. Allein in Donaustadt gibt es ein riesiges Reservoir an potenziellem Sportnachwuchs, als Zweitliga-Verein kommt man noch mit einem bescheidenen Budget von 100.000 Euro aus. Das Ziel erste Bundesliga verlangt natürlich nach einem dickeren Budget, Talente sollen nicht gleich abwandern.

Wolfgang Horak ist kein Frühstücksdirektor. Der 56-Jährige war in Deutschland mehrere Jahre bei Siemens weltweit für E-Business verantwortlich, später managte er für Fujitsu-Siemens den Osteuropa-Cluster: 19 Länder, über 1.000 Mitarbeiter, 500 Millionen Euro Umsatz. Nach 40 Jahren im IT-Geschäft ist Horak jetzt selbstständig, schreibt Sponsorenkonzepte und führt Verhandlungen mit Politikern und Schuldirektoren. Seine gesamte Freizeit buttert er in den Verein. Über fehlende Unterstützung wird nicht gejammert. "Eine Förderung darf es nur leichter machen, eine Business-Idee umzusetzen. Eine Idee, die abhängig ist von der Förderung, ist eine schlechte Idee", sagt Horak.

Keine Musik aus dem Wurlitzer

Ein Zeichen für das Vertrauen in die Arbeit der Timberwolves hat die Stadt Wien bereits gesetzt: Für über zwei Millionen Euro wird in der Bernoullistraße im 22. Bezirk eine alte Tennishalle zu einem Basketball-Trainingszentrum umgebaut, das alle Stückerln spielt: vier Felder inklusive Kraftkammer, Therapie- und Relaxräume. Für die Donaustädter braucht es neue Kapazitäten, um über 200 Sportler fix im Verein zu betreuen, vom Leistungszentrum bis zum Schulsport. Im September geht der "Wolves-Dome" in Betrieb.

Das Konzept des sich wenig um Nachhaltigkeit bemühenden Stadtrivalen BC Vienna, Geld in teure Spieler zu investieren, die bei einem besseren Angebot den Verein verlassen, soll übrigens nicht kopiert werden. Horak: "Das ist wie beim Wurlitzer. Solange ich Geld reinschmeiße, spielt die Musik." (Florian Vetter, derStandard.at, 1.2.2012)