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Newt Gingrich.

Foto: Matt Rourke/AP/dapd

"The Dream of the Nineties is alive in Portland", heißt es in der US-TV-Serie Portlandia über die Hipster-Metropole in Oregon. Die liberalen Clinton-Jahre haben dort dem Plot zufolge nie ganz aufgehört. Das TV-Idyll macht aber leicht vergessen, dass zu jedem noch so schönen Traum auch ein böser gehört. Wer sich heute, so wie die Protagonisten der TV-Serie, die Neunzigerjahre zurückwünscht, dem wird Newt Gingrich, als Speaker of the House in den Neunzigern der entschlossenste Gegner Bill Clintons, den Schlaf rauben.

Der 68-Jährige ist der Alptraum, der das liberale Amerika inner- und außerhalb von Portlands City Limits seit den Neunzigerjahren heimsucht. Und den es nicht und nicht los wird. Seiner Niederlage in Florida zum Trotz kämpft Gingrich unverdrossen weiter gegen seinen republikanischen Widersacher Mitt Romney an. Schon oft in diesem über lange Strecken äußerst zähen Wahlkampf hing er in den Seilen. Doch jetzt, wo die Erinnerung an seine erste Politkarriere langsam zu verblassen beginnt, wird er einem Ehrentitel gerecht, auf den bisher sein ehemaliger Erzfeind Clinton abonniert war: Comeback Kid.

Dem liberalen Amerika werden auf diese Weise Flashbacks zuteil, die an die dunkle Seite der Clinton-Jahre gemahnen. Als Sprecher des Repräsentantenhauses zieh Gingrich damals den demokratischen Präsidenten wegen dessen Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky des Ehebruchs, während er selbst seine zweite, an Multiple Sklerose erkrankte Ehefrau mit seiner 23 Jahre jüngeren Assistentin betrog. Heute wirft er dem seinerseits nicht eben zimperlichen Romney seine - tatsächlich dubiose - Rolle als Investmentberater in den Neunzigerjahren vor. Selbst verdiente er bei der Pleitebank Freddie Mac Millionen.

Newt Gingrich, der Schrecken der Neunziger, ist trotz alledem alive and kickin', zumindest bis zum Super Tuesday. Weil er seine Mission wider das liberale Amerika noch lange nicht erfüllt sieht. (flon/derStandard.at, 1.2.2012)