Wien - Im Zusammenhang mit den Korruptionsverdachtsfällen rund um Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (ÖVP) hat die Meinl Bank am Mittwoch bestätigt, Geschäfte über die Schweizer Treuhandgesellschaft Ferint AG abgewickelt zu haben. Auf ein Ferint-Konto bei der Meinl Bank hat Grasser ja laut Eigenangaben jene 500.000 Euro in bar eingezahlt, die er von seiner Schwiegermutter Marina Giori-Lhota bekommen haben will. "In zwei Fällen hat sich die Meinl Bank der Ferint zur Abwicklung bestimmter Geschäfte bedient", sagte Meinl-Bank-Vorstand Peter Weinzierl bei einer Pressekonferenz. Welche Geschäfte dies waren, sagte Weinzierl nicht, er berief sich auf das Bankgeheimnis.

Die Ermittlungsbehörden zweifeln an Grassers Angaben zum Schwiegermuttergeld. Laut einem aktuellen "Falter"-Bericht hegt die Wirtschaftspolizei in dem Zusammenhang auch den Verdacht der Beweismittelfälschung. Ein Vertrag, der beweisen soll, dass das Geld der Schwiegermutter gehört, solle gefälscht sein. Die Ferint "ist Schwägler (Grassers Treuhänder Heinrich, Anm.) zuzuordnen", sagte Weinzierl heute. Mit Schwägler habe die Meinl Bank "seit längerer Zeit Kontakt", meinte der Banker zur APA. "Auch jetzt noch."

Ferint-Leiter Schwägler wird verdächtigt, Grassers Geschäfte zu decken. Ihm wird puncto Schwiegermuttergeld laut "Falter" die vorgeworfen, eine Falschaussage gemacht zu haben.

"Konsistent die Wahrheit gesagt"

Auch der Meinl-Bank-Vorstand Günter Weiß soll aus Sicht der Kriminalpolizei Grasser durch eine falsche Zeugenaussage gedeckt haben, dem Zeitungsbericht zufolge wird auch gegen ihn ermittelt. Sein Vorstandskollege Weinzierl meinte dazu heute: "Es soll Aussagen geben, die von der Staatsanwaltschaft als widersprüchlich gewertet werden. Er sagt, er hat konsistent die Wahrheit gesagt."

Weinzierl, den die Staatsanwaltschaft im Meinl-Strafverfahren ebenfalls als Beschuldigten führt, bestätigte heute auch erneut indirekt, dass es sein nunmehriger Kollege Weiß gewesen sei, der im Sommer 2005 - außerhalb der Banköffnungszeiten - die 500.000 Euro von Grasser entgegengenommen hat. Auf eine entsprechende Frage meinte Weinzierl: "Grundsätzlich ist das korrekt" bzw. "ich glaube, es ist so." "Grundsätzlich" habe Weiß den damaligen Finanzminister als Kunden betreut. Weinzierl findet prinzipiell nichts dabei, wenn eine Bank außerhalb der Öffnungszeiten große Summen entgegennimmt. Auch der Direktor einer kleinen Raiffeisenbank würde für einen Minister nach 18 Uhr aufsperren, meinte der Meinl-Bank-Chef sinngemäß.

Grasser gab bei Einvernahmen laut "Falter" an, das Vermögen im Jahr 2005 in großen Scheinen von Fiona Grassers Mutter im schweizerischen Zug erhalten und es über die Grenze gebracht zu haben, um es "gewinnbringend" zu veranlagen. Einem früheren "Falter"-Bericht zufolge hat er den Großteil des Geldes aber nicht persönlich, sondern durch seinen Treuhänder Schwägler eingezahlt. Schwägler ist jener Treuhänder, dessen Anwalt kürzlich beschlagnahmte Akten aus einem Liechtensteiner Gericht bei der Akteneinsicht entwendete.

Widersprüche nicht aufgeklärt

Laut "Falter" wird Grasser in Dossiers von der Wirtschaftspolizei schwer belastet. Er habe nicht vermocht, die Widersprüche, die sich aus den bisherigen Kontenöffnungen, Treuhandunterlagen und Verhören ergeben hätten, aufzuklären. Insgesamt wollen die Ermittler dem Bericht zufolge auf drei Konten Bestechungsgeld gefunden haben. Auf dem Ferint-Konto bei der Meinl Bank, auf einem Konto bei der Raiffeisenlandesbank Liechtenstein, das der Treuhandfirma "Mandarin" mit Sitz in Belize gehört, und auf einem Konto bei der Hypo-Bank Liechtenstein mit der Nummer "15444", das von seinen früheren Freunden Walter Meischberger und Ernst Plech verwaltet wurde. Alle drei Konten seien Grasser zuzuordnen, so die Ermittler laut "Falter". Über diese Konten soll der Ex-Finanzminister Schmiergeldzahlungen erhalten haben, vermuten sie. Grasser bestreitet diese Vorwürfe. (APA)