Mitarbeiter des angeschlagenen Netzwerkausrüsters Nokia Siemens Networks haben am Mittwoch gegen die geplante Schließung von 30 Standorten in Deutschland protestiert. Vor der größten Niederlassung in München versammelten sich bei klirrender Kälte mehr als 2.000 Beschäftigte mit Trillerpfeifen und Transparenten zu einer Kundgebung. "Was wir hier heute erleben müssen, das ist ein Alptraum", rief Michael Leppek von der IG Metall den Mitarbeitern zu.

"Rettet auch unseren Standort, nicht nur die Banken."

Auf Transparenten appellierten die Beschäftigten: "Rettet auch unseren Standort, nicht nur die Banken." Auch in Berlin, Bruchsal, Düsseldorf und anderen Städten waren die Beschäftigten zu Protesten aufgerufen. Die IG Metall rechnete auch dort mit zahlreichen Teilnehmern. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 9.100 Mitarbeiter in Deutschland.

Nokia Siemens Networks (NSN) hatte am Dienstag angekündigt, deutschlandweit 2.900 Stellen zu streichen und 30 von 35 Standorten zu schließen. München mit 3.600 Beschäftigten ist davon mit Abstand am härtesten getroffen. Aber auch Standorte in Augsburg, Nürnberg und vielen anderen Städten sollen geschlossen werden. Ein Firmensprecher äußerte Verständnis für die Betroffenen. "Als Unternehmen müssen wir aber auch an die vielen Mitarbeiter denken, die auch künftig für uns arbeiten werden", sagte er. NSN habe einen Umbauplan vorgelegt, der weit über bloße Stellenstreichungen hinausgehe, um das Unternehmen wieder in schwarze Zahlen zu führen. "Dieser eröffnet vielen Mitarbeitern in Deutschland eine neue Perspektive."

"Das hier heute ist erst der Auftakt"

Die IG Metall kündigte erbitterten Widerstand gegen die geplanten Schließungen an. "Das hier heute ist erst der Auftakt", sagte Leppek. Schwere Vorwürfe richtete die Gewerkschaft an die Adresse des Siemens-Konzerns, der dem Schicksal des Gemeinschaftsunternehmens mit Nokia tatenlos zusehe. Siemens hatte sein Telekommunikationsgeschäft im Jahr 2007 in das Joint Venture mit Nokia ausgelagert, der erhoffte Erfolg blieb aber aus. Ende November hatte das Unternehmen den Abbau von weltweit 17.000 seiner 74.000 Arbeitsplätze angekündigt, um damit jährlich eine Milliarde Euro einzusparen.

Die Details für Deutschland erfuhren die Beschäftigten am Dienstag zunächst per E-Mail. Später wurden sie in einer Betriebsversammlung, die von München aus an andere Standorte übertragen wurde, über Einzelheiten informiert. Die IG Metall übte scharfe Kritik an dieser Informationspolitik. Der NSN-Sprecher wies dies zurück. Mit der E-Mail seien die Beschäftigten zeitgleich informiert worden und hätten danach bei der Versammlung die Gelegenheit gehabt, Geschäftsführung und Vorstand Fragen zu stellen. "Sie haben sich hingestellt und Gesicht gezeigt." (APA)