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Der Grüne Haavisto (l.) und der Konservative Niinistö.

Foto: Lehtikuva, Jussi Nukari/AP/dapd

Helsinki - Am Sonntagabend wird der nächste finnische Staatspräsident wohl Sauli Niinistö heißen. Der 63-jährige Konservative, dem laut Umfragen bis zu 64 Prozent ihre Stimme geben wollen, wird bei der Stichwahl aber nicht der einzige Sieger sein: Seinem grünen Kontrahenten Pekka Haavisto flogen in bisher ungekanntem Ausmaß die Sympathien zu.

Der 53-jährige frühere UN-Sondervermittler im Sudan etablierte sich damit nicht nur im linken, sondern auch im liberalen und gemäßigt-konservativen Lager als Mann mit politischer Zukunft.

Im Wahlkampf fiel auf, wie nahe sich die beiden bisher so unterschiedlich wahrgenommenen Politiker in vielen Themen waren: EU, Finanzkrise, Nato-Mitgliedschaft, Rechte sexueller Minderheiten, Rolle des Präsidenten in der Tagespolitik - überall lagen die Standpunkte der Kandidaten unerwartet nahe beieinander.

Haavistos registrierte Lebensgemeinschaft mit dem Ecuadorianer Antonio Flores war kein Thema. Finnische Kommentatoren werteten dies als klaren Erfolg in dem beim Thema Homosexualität eher konservativen, skeptischen Land.

Lediglich in der Setzung von Prioritäten zeigten sich klare Unterschiede: Während Niinistö mit Ideen wie Sicherheit, Forschung und Wirtschaftsförderung Akzente setzen möchte, betonte Haavisto die Verteidigung von Menschen- und Bürgerrechten sowie den Kampf gegen Rassismus.

Ebenfalls ein Punktegewinn für Haavisto war, dass er im ersten Durchgang am 22. Jänner Schwergewichte wie den sozialdemokratischen Expremier Paavo Lipponen oder den Rechtspopulisten Timo Soini aus dem Feld schlug.

Exfinanzminister Niinistö passte seine einstmals harte Linie offenbar sehr erfolgreich an die neue Situation mit Haavisto als Gegner an: Er konnte seinen Vorsprung aus dem ersten Durchgang klar halten. Für die Sozialdemokraten bedeutet das konservativ-grüne Duell eine Niederlage: Weniger als sieben Prozent stimmten im ersten Durchgang für Lipponen, und erstmals seit den 1980er-Jahren wird kein Sozialdemokrat das Amt übernehmen. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2012)