Maja Vukoje nutzt das leere Billboard als Symbol für die Malleinwand, die den Blick versperrt.

Foto: Galerie Janda

Neueste Arbeiten präsentiert die Galerie Martin Janda.

Wien - Bis dato haben die Bilder von Maja Vukoje den Betrachtern meist den Durchblick verweigert: Verantwortlich dafür ist ihre virtuose Überlagerung unterschiedlichster kultureller Räume, in denen die Künstlerin ihre überwiegend farbigen Protagonisten "auftauchen" lässt. Auch in der aktuellen Ausstellung in der Wiener Galerie Martin Janda sieht man vor einer heruntergekommen Häuserfassade den "Hauch" einer Figur, die Vukoje eigentlich einer karibischen Karnevalsszene entnommen hat. Noch während des Betrachtens bemerkt man, dass etwas nicht stimmt, dass Haus und Figur nicht zusammenpassen. Getrennt voneinander kennt man beide Motive nur zu gut.

Die irritierende Wirkung, die durch die Verschränkung der beiden Motive entsteht, erinnert an Träume. Denn dort werde Inhalte oft ähnlich zusammenhangslos miteinander verknüpft.

Maja Vukoje (geb. 1969), die in Belgrad aufwuchs und in Wien, wo sie heute lebt und arbeitet, bei Maria Lassnig und Christian Ludwig Attersee studierte, setzt diese Verknüpfung jedoch auch malerisch um: überlagert unterschiedlichste Techniken. Neben Acryl und Öl setzt sie Sprühfarben ein, nutzt aber auch Aufkleber und Stoffreste, um eine zusätzliche Spannung zwischen den Bildwelten zu erzeugen. Ganz ohne Figuren kommen zwei der neuesten Bilder aus; ebenso eine in Kairo aufgenommene Fotografie, die ein Geschäft mit unzähligen Leuchtkörpern zeigt. Auch in der auf diesem Foto basierenden Malerei erzeugen Acryl, Öl und andere Materialien ein mehrdimensionales, fragmentarisches Bild, das starke Sogwirkung besitzt.

Überraschend reduziert sind dagegen Vukojes neue Bilder. Darin befasst sich die Künstlerin jedoch nach wie vor mit den traditionellen Praktiken afroamerikanischer Kulturen. So basiert die Arbeit Drums auf einem Foto, das die Künstlerin in Port of Spain in Trinidad aufgenommen hat. Es zeigt gestapelte Ölfässer, die einerseits auf eine wichtige ökonomische Grundlage des Landes verweisen. Andererseits geht es Maja Vukoje aber auch um ihre kulturelle Bedeutung: Anstelle der per Dekret verbotenen, traditionellen schwarzafrikanischen Trommeln dienten den afrokaribischen Musikern die recycelten Fässer als Ersatzinstrumente. Bis heute prägen sie den Musikstil des "Calypso".

Obwohl man bei beiden neueren Gemälden bis auf den "Boden" sieht, bleibt einem der Durchblick verwehrt: Das verdeutlicht Billboard (2011) am besten: Darauf verstellt die pure Leinwand - in Form eines "Billboards" - dem Betrachter die schöne Aussicht. (Christa Benzer, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Februar 2012)