Nach Mitt Romneys klarem Sieg in Florida ist der "normale" Status im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2012 wiederhergestellt. Doch der auf die Plätze verwiesene Newt Gingrich will partout nicht aufgeben. Im Gegenteil, jetzt gedenkt er erst richtig loszulegen. Beobachter befürchten bereits einen "totalen Krieg" zwischen Parteifreunden - etwa in dem Stil, den Gingrich schon in Florida gezeigt hat, wo seine Kampagnenmanager automatisierte Telefonanrufe über den Bundesstaat laufen ließen, in denen Romney bezichtigt wurde, als Gouverneur Holocaustopfern koschere Mahlzeiten verweigert zu haben.

Von einem drohenden Schaden für Partei und Bewerber ist die Rede, wenn Gingrich tatsächlich bis zum bitteren Ende weitermacht. Dass er es trotz geringer Chancen bei den kommenden Vorwahlen in Nevada, Maine, Minnesota und Missouri zu tun gedenkt, ist sehr wahrscheinlich. Denn auch in Florida hat der frühere Speaker des Repräsentantenhauses die konservative republikanische Wählerschaft gewonnen, die mit Romney einfach nicht warm werden will.

Wer auch immer mit welchen Blessuren auch immer gegen Barack Obama antreten wird - die Primary in Florida gibt auch einigen Aufschluss über einen möglichen Ausgang der Präsidentschaftswahlen. Denn dort stimmte erstmals eine signifikante Latino-Community in einem Swing-State ab. Florida ist ein Test, welchen republikanischen Gringo die Hispanics, geschätzte zehn Prozent der Wählerschaft im November, vorziehen würden.

Dieses Match gewann Romney gegen Gingrich klar. Er kam Nachwahlbefragungen zufolge auf etwas über 50 Prozent Zustimmung bei den republikanischen Hispanics. Und das ist wohl das Mindeste, was ein potenzieller Gegenkandidat einfahren muss. Denn Obama räumte 2008 bundesweit 67 Prozent bei den Latinos ab, einer inzwischen weiter gewachsenen Wählerschaft, die in vielen Bundesstaaten das Zünglein an der Waage ist.

Vor allem die Latinos machen Kalifornien traditionell zu einer demokratischen, Texas zu einer republikanischen Bank bei den Wahlen. Obama hat vor drei Jahren seine Präsidentschaft unter anderem in Colorado, New Mexico, Nevada - und eben Florida gewonnen. Und er hat gute Chancen, die 46 wichtigen Wahlmänner aus diesen Bundesstaaten erneut für sich zu holen. Pew Research hat Ende 2011 erhoben, dass Obama Sympathien unter beinahe 70 Prozent der Hispanics genießt, während es Romney auf nur 23 Prozent bringt.

Dieser Trend wird sich in den kommenden Monaten nicht wesentlich verändern. Denn auch die Gruppe der Hispanics hat sich verändert, die lange tonangebenden, schneidigen Exilkubaner verlieren zahlenmäßig zusehends gegen die immigrierten Puerto-Ricaner und Mexikaner an Boden. Und damit wird auch das Einwanderungsthema immer wichtiger für den Wahlkampf. Denn obwohl unter Präsident Obama mehr als eine Million illegale Einwanderer aus Lateinamerika abgeschoben wurden, hat er immer noch mehr Glaubwürdigkeit unter diesen Wählern, die einzelne Bundesstaaten drehen können, als seine republikanischen Gegner, die etwa in Arizona unmenschlich harte Immigrationsgesetze erlassen haben.

Obamas Slogan von 2008, "Yes we can", war bereits damals von spanischen Gewerkschaftern "ausgeborgt". "Sí se puede" könnte 2012 für den Präsidenten noch mehr Bedeutung haben. (DER STANDARD-Printausgabe, 02.02.2012)