Rom - Im Skandal um gesundheitsgefährdende Brustimplantate haben italienische Chirurgen den französischen Hersteller PIP und den TÜV Rheinland als Zertifizierungsbehörde verklagt. Die Klage sei bei einem Gericht in Rom eingereicht worden, teilte die Vereinigung Plastischer Chirurgen am Mittwoch mit. Die Ärzte seien genauso betrogen worden wie die Patienten. Die Chirurgen seien mit einem Produkt getäuscht worden, das eine Kennzeichnung der EU und das Aussehen eines echten Produkts gehabt habe.

Die französische Firma Poly Implant Prothese (PIP) hatte den Zulassungsstellen jahrelang verschwiegen, dass es in ihren Produkten ein nicht für medizinische Zwecke zugelassenes Industriesilikon verarbeitete. Der TÜV Rheinland erklärte, seine Aufgabe sei gewesen, den Herstellungsprozess, nicht jedoch das verwendete Silikon zu kontrollieren. Rund 300.000 PIP-Implantate wurden weltweit verkauft, bevor die Firma im vergangenen Jahr ihren Betrieb einstellte.

Belgien empfiehlt vorsorgliche Entfernung 

Inzwischen hat nun nach Frankreich, Deutschland und anderen Ländern auch Belgien empfohlen, dass sich Frauen mit Brustimplantaten der Firma PIP diese vorsichtshalber entfernen lassen. Das Gesundheitsministerium und der Hohe Gesundheitsrat in Brüssel rieten den Betroffenen am Mittwoch, die Implantate "binnen einer vernünftigen Frist" aus der Brust herausoperieren zu lassen. Grund sei, dass die Implantate ein "anormales Risiko des Reißens" aufwiesen.

In Belgien sind laut Gesundheitsministerium "mindestens 674 Implantate" von PIP eingesetzt worden. Bisher hatten die Behörden nur dann die Entfernung empfohlen, wenn die Prothesen gerissen seien.

Die französische Firma Poly Implant Prothese (PIP) hatte für die Herstellung von Brustimplantaten ein Billig-Gel verwendet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation von Mitte Jänner haben inzwischen 28 Länder Frauen mit solchen PIP-Implantaten eine Entfernung oder zumindest eine medizinische Untersuchung empfohlen. (APA/Reuters)