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Eine fröhliche Verabschiedung.

Foto: APA/Jäger

Robert Almer: Der erste Schuss kam abgefälscht nach zehn Minuten. Na gut. Pflückte dann eine Flanke (37.). Der finnische Premierencorner wird geradezu schulmäßig zu den Akten gelegt. Da befinden wir uns schon tief in der zweiten Halbzeit - ein Hinweis auf das eher unstressige Arbeitspensum für den österreichischen Goalie. Zehn Minuten vor Schluss ging sich aber doch noch eine Parade aus. Danach leider auch die einzige Unsicherheit: Der Düsseldorfer griff nach einem weiteren Eckball daneben, grabschte stattdessen ein bisschen den Hals eines Kollegen. Beim Gegentor von seinen Vorderen verlassen und ohne Hinderungschance. Vertrauenswürdig.

György Garics: Er schien bei seinem Comeback nach zwei Jahren zunächst bemüht, alle unnötigen Risiken auszuschalten und tunlichst nichts falsch zu machen. Das ging eine halbe Stunde lang gut, dann brachte er Almer mit einem Rückpässchen aus kurzer Distanz in die Bredouille. Die Musik über Österreichs rechte Seite blieb dissonant, auch weil Garics sich mit Vorwärtsdrang deutlich zurückhielt. Der Mann aus Bologna war allerdings oft auf sich allein gestellt. Anspieloptionen waren Mangelware. Guter Schuss knapp über die Latte des finnischen Tors.

Franz Schiemer: Die Unauffälligkeit in Person, allerdings auch selten in Arbeit. Weder Fehler noch Impulse. Österreichs letzte Reihe blieb bei Ballbesitz weitgehend ungestört, sie brauchte allerdings oft deutlich zu lange, um das Spiel weiter nach vorne wandern zu lassen. Manchmal wurde gegen den harmlosen Gegner viel zu tief verteidigt, da war ein Mehr an Dynamik dringend wünschenswert.

Aleksandar Dragovic: Der völlig zu Recht hoch gelobte junge Basler absolvierte seinen Part wieder einmal mit der Ruhe eines Alten, sein Timing im Zweikampf ist von der Präzision eines schweizerischen Uhrwerks. Hatte öfter mit dem antrittsschnellen Pukki zu tun, dem einzigen (wenigstens anfänglich) ansatzweise gefährlichen Finnen. Sah sich nach einer Flapsigkeit von Arnautovic gezwungen, sich gegen den Schalke-Stürmer spontan zur Mauer zu verbreitern. Das machte Gelb.

Markus Suttner: Der Mann auf der linken Abwehrseite zeigte sich begierig, sich ins Offensivspiel einzubringen. Er fand dabei in Ivanschitz (phasenweise) und Alaba willige Kooperationspartner vor. Der Austrianer vernachlässigte aber auch den ihm zugedachten Defensivraum nicht. Disziplin im Stellungsspiel darf unterstellt werden, auch wenn die lau ausfallende finnische Herausforderung auf diesem Feld abschließende Beurteilungen nicht zuließ. Ruhig am Ball, findet Lösungen. Verhinderte im Finish auf der Linie stehend vorerst auch noch das finnische Ehrentor. Ein rundum geglücktes Debüt.

Julian Baumgartlinger: Robust. Versuchte zwecks Balleroberung wie der Sechserkollege Alaba antizipierend nach vorne zu verschieben, um finnische Abnehmer wenn möglich bereits an der Annahme zu hindern. Das gelang manchmal recht gut. Strahlte wie immer höchste Einsatzbereitschaft aus. Verlor das erste und fast einzige Defensivkopfballduell gegen den Finnen Moisander. Verschleppte die mutmaßlich einzige Gelegenheit der Österreicher zum Konter, als er abstoppte und danach Alaba den Ball in den Rücken legte. Cleverer Chip, der sich zum Assist für Harniks 2:0 auswuchs.

David Alaba: Von Beginn an wie aufgezogen. Stets bemüht, das Spiel sofort nach vorne zu tragen. Hat körperlich zugelegt und konnte die Bälle gegen die stämmigen Nordmänner zumeist erfolgreich behaupten. Dribblings, angesichts derer Arnautovic vor Neid erblassen müsste. Immenses Pensum. Immer anspielbar, forderte Bälle und war bereit, Verantwortung zu übernehmen. Diesbezüglich hätte man ihm manchmal mehr Unterstützung gewünscht. Ein uninspirierter Freistoß in der zweiten Halbzeit und das Fehlen des finalen Passes konnten den Eindruck nicht trüben: Alaba ist ganz ohne Zweifel das Powerhaus des Teams.

Martin Harnik: Harmonierte nicht gerade innig mit Garics. Eine simple Erklärung dafür war der oft viel zu große Abstand zwischen den beiden Österreichern rechterhand. Ein gegenseitiges Warmwerden ist da schwer, man könnte auch sagen: Harnik arbeitete eher wenig nach hinten. Konnte vor der Pause keine Akzente setzen, es fehlte allerdings auch jedweder Raum, um seine Wirbelwindqualitäten ausspielen zu können. Die zugegeben großen Erwartungen aufgrund des Stuttgarters Höhenflugs in der Bundesliga konnten nicht erfüllt werden. Nach dem Seitenwechsel besser. Reagierte in zentraler Position nach Vorlage Baumgartlingers dann gedankenschnell und verschaffte sich so jenen Vorsprung, um seinen aktuellen Torhunger doch noch zu befriedigen. Dann zahlte sich Hartnäckigkeit im Nachsetzen aus: Harnik kippte über einen Finnen und bekam einen Elfer.

Marko Arnautovic: Missverständnis mit Suttner nach einem Outeinwurf, sehr früh schon Pfiffe gegen den Bremer. Seine Körpersprache wird er wohl nicht mehr los, sie ist und bleibt kontraproduktiv. Zumindest in der Außenwirkung: Selbst im Torso kam das nicht gut an. Fast nie im Spiel, und wenn, dann eher schlampig. Alibi-Forechecking, keine Torgefahr. In der 37. Minute ein gelungener Laufweg und auch eine gute Steilvorlage Alabas, ein Hauch von Abseits machte alles zunichte. Dann noch ein Zuspiel auf Janko - das war's. Fazit: Als Ideenlieferant und Vorbereiter ein Ausfall, das Talent gut verborgen. Eine Empfehlung für die Stelle eines Leiters des Kompetenzzentrums Kreativität in Kollers 4-2-3-1 war das nicht.

Andreas Ivanschitz: Erst einmal eifrig. Nahm sich des Öfteren Zuspiele durch die Nahtstelle vor, man könnte es auch Lochpassversuche nennen. Sah gar nicht schlecht aus, auch wenn die letzte Präzision fehlte. Insofern ordnete er sich in einen generellen Trend ein, der an diesem Abend das Team befiel. Leider wurde der Mainzer in der Folge zunehmend unsichtbar, woran sich auch nicht mehr viel änderte. Vielleicht fehlte da ein Spritzer Spielpraxis. Tauchte mit einem verwandelten Elfer zum 3:0 kurz aus der Anonymität auf, an dem es nun wirklich nicht das Geringste zu bemäkeln gab.

Marc Janko: Sah erst einmal keine Haut, was nicht unbedingt Solostürmers Schuld war. Dann gab der Neu-Portugiese ein Muster an Effizienz und stand goldrichtig, als ihn Finnlands Goalie Hradecky am Sechzehner abschoss. Nach einem Überraschungscoup von Arnautovic machte er sich mit Goalgetterinstinkt frei, schoss dann jedoch Schattenmann Pasanen an. Blieb nach der Pause in der Pause.

Erwin Hoffer (eingewechselt): Entschlossener Fehlpass zum Einstand, danach wirkungslos. Eine Sprintgelegenheit, bekanntlich der heißeste Trumpf des Frankfurters, ergab sich nicht. Hektisch. Technische Schnitzer. Vor diesen Übeln waren allerdings auch die Kollegen im weiteren Fortgang der Partei bei weitem nicht gefeit.

Zlatko Junuzovic (eingewechselt): Luchste vor Tatendrang beinahe platzend dem pomadigen Finnen gleich zweimal den Ball ab. Danach einmal eine hochelegante Ablage auf Harnik, der sich in der Folge seinen etwas dubiosen Elfer erwühlen sollte. Dem zweiten Bremer gelang der beste österreichische Corner des Abends, wobei generell festgehalten werden muss: Standardsituationen scheinen für das Nationalteam eher ein Handicap darzustellen statt, wie sich das gehört, eine Chance. In der Nachspielzeit mit der Gelegenheit auf einen Treffer, der Schuss nach einem Abpraller geriet jedoch zu mittig. (derStandard.at, 1.3.2012)