Das Ford-Evos-Konzept holt die Datenwolke alias Internet ins Auto. Langfristige Vision ist die Vernetzung aller Verkehrsmittel.

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Es ist, sollte man glauben, der Wunschtraum eines Autokonzernchefs: Die Menschheit steuert bis 2050 von derzeit einer auf vier Milliarden Autos zu. Aber für Bill Ford, Urenkel des legendären Gründers, ist es ein Albtraum: "Das führt zum globalen Megastau", malt er ein Szenario an die Wand, wo Verkehrsprobleme zur Menschenrechtsfrage werden, sobald dadurch "Krankendienste und Nahrungsmittelversorgung gefährdet sind".

Vision

Darum hat der Executive Chairman von Ford eine Vision, die er bei der Mobilfunkmesse MWC als zukunftsträchtige Geschäftspartnerschaft vorschlägt: die komplette Vernetzung von Autos, Bussen, Lkws, Zügen, Fliegern, Schiffen, Fußgängern und Radfahrern zu einem einzigen Netzwerk. "Nur so können wir den Zusammenbruch des Verkehrs verhindern." Kurzfristig würden Autos mit vorhandener Technologie aufgerüstet werden, wie verbesserter Navigation, um Verkehrsflüsse zu optimieren, oder Autos, die im dichten Verkehr automatisch Abstand halten und bremsen können.

"In 20 bis 30 Jahren" würden Autos zu Datenknoten, die an andere Autos und das Straßennetz ständig Informationen weitergeben: Wetter- und Straßenkondition, Auslastung und alternative Verkehrsmittel. All diese Infos über den Zustand des Netzes würden ständig übermittelt, um den Verkehr zu optimieren, Zeit zu sparen, Emissionen zu mindern.Langfristig würde sich so das Auto schließlich mit allen anderen Verkehrsmitteln zu einem Netz verflechten, in dem Autos auch autonom unterwegs sein können, sagt Ford. So könne man etwa sein Auto am Ziel einfach abstellen, und es sucht sich dann selbsttätig einen Parkplatz, von dem es auf "Zuruf" auch wieder kommt. "Wir werden einen Mix an Verkehrsmitteln benutzen, auch wenn es weiterhin persönlichen Autobesitz gibt", glaubt Ford."Es gibt in aller Welt viele Versuche in diesen Bereichen, aber jedes Land bastelt an seiner eigenen Lösung, um den drohenden Kollaps abzuwenden", sagt Ford.

"Wir brauchen neue Regeln und Gesetze, etwa für autonom fahrende Autos"

Nötig seien jedoch gemeinsame Strategien, "wir brauchen neue Regeln und Gesetze, etwa für autonom fahrende Autos". Weltweit und als erster US-Bundesstaat hat in den USA vor wenigen Wochen Nevada roboterisierte Autos auf seinen Straßen zugelassen."Die Autoindustrie hat Jahrzehnte gebraucht, bis sie das Stadium der Verleugnung in Hinblick auf die von ihr erzeugten Umweltprobleme aufgibt", gibt Ford zu. Er selbst wurde seinerzeit kritisiert, dass er saubere Luft predige und spritfressende SUVs baute - bis Ford der Schwenk amerikanischer Konsumenten zu kleineren Autos überraschte und in Bedrängnis brachte. "Jetzt müssen wir noch verstehen, dass wir auch Maßnahmen gegen den globalen Megastau ergreifen müssen." (Helmut Spudich aus Barcelona, DER STANDARD Printausgabe, 1. März 2012)