Warschau - Das staatliche Amt für Geologie der Ukraine hat Ausschreibungen für zwei mutmaßliche Vorkommen von Schiefergas gestartet. Das erklärte der stellvertretende Minister für Umwelt und Bodenschätze, Dmytro Mormul, gegenüber Journalisten, teilte die Internetzeitung "ubr.ua" mit. Die Vorkommen liegen ganz im Osten (Bezirke Charkiw und Donezk) sowie ganz im Westen (Bezirke Lemberg und Iwano-Frankiwsk) des Landes.

"Alle Bewerber haben die gleichen Chancen, jener Investor, der das beste Angebot macht, wird den Zuschlag erhalten", betonte Mormul. Die Ausschreibungen beziehen sich nach Angaben des Vize-Ministers auf Konzessionen für Probebohrungen und die spätere Ausbeutung der Vorkommen. Private Firmen könne dabei bis einschließlich 23. April Vorschläge für die Kooperation mit den soeben gegründeten staatlich kontrollierten Unternehmen "Nadra Oleska" (für die Westukraine) und "Nadra Yuzowska" (für die Ostukraine) machen.

Unabhängigkeit von Russland möglich

Nach Angaben von "ubr.ua" hätten sowohl internationale Konzerne wie Chevron oder ExxonMobil als auch heimische Unternehmen Interesse an der Ausbeutung der ukrainischen Schiefergasvorkommen gezeigt. Letztere gehören zu den Konzernen der sogenannten Oligarchen in der Ukraine. Die Ukrnafta gehört zur Privatbank von Ihor Kolomojskyj und DTEK-Neftegaz zur Firmengruppe des Kohle- und Stahlproduzenten Rinat Achmetow.

Schon zuvor hatte Wolodymyr Ignaschtschenko, der Sekretär einer Regierungskommission für staatliche Konzessionen, erklärt, bei entsprechend erfolgreichen Probebohrungen könne die Schiefergasgewinnung aus den ukrainischen Vorkommen 2018 oder 2019 beginnen. Darüber berichtete die Wirtschaftszeitung "Delo".

Das Amt für Geologie schätzt die Vorkommen in der Umgebung von Lemberg und Iwano-Frankiwsk auf 2,5 Billionen Kubikmeter, bei Charkiw und Donezk auf mindestens vier Billionen Kubikmeter. Damit wäre die Ukraine das Land mit den möglicherweise größten Schiefergasvorkommen in Europa. Es könnte bei einer Ausbeutung auf die Importe aus Russland verzichten, die bisher den Großteil der Gasversorgung sicherstellen. (APA)