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Anspannung. Diese Mauer in Moskau ist den Präsidentschaftswahlen " gewidmet". Ein Sprayer hat einen Bunker an die Wand gemalt. Auf dem Flugzeug ist das Wort "Wahlen" zu lesen.

Foto: Reuters

Den Umfragen nach ist die Wahl bereits entschieden. Putin kommt demnach sogar auf über 50 Prozent der Stimmen. Eine Stichwahl - die laut Putin das Land destabilisieren würde - wäre damit hinfällig. Dennoch mahnt der Premier seine Anhänger zur Wachsamkeit gegenüber der "vom Ausland gesteuerten" Opposition. Diese versuche bereits im Vorfeld die Wahlen zu delegitimieren, um hinterher protestieren zu können. Dabei werde sie auch zu illegalen Mitteln greifen, ist er überzeugt.

"Die Opposition kämpft mit Mechanismen, die beweisen sollen, dass die Wahlen manipuliert sind. Das heißt, sie werden selbst (Stimmzettel) einwerfen, alles kontrollieren und anschließend uns Vorhaltungen machen" , erklärte Putin. Der Premier traut seinen Gegnern sogar noch weit schmutzigere Tricks zu. Provokateure wollten handfeste Auseinandersetzungen provozieren, um die Stimmung hochzuschaukeln, meint Putin. Selbst vor Mord würde die Opposition nicht zurückschrecken: "Sie suchen ein sogenanntes sakrales Opfer unter ihren Führern - sie werden ihn selbst kaltmachen und anschließend die Obrigkeit beschuldigen", sagte der Premier.

Ohne seinen Namen zu nennen, zielt Putin damit auf den Exil-Oligarchen Boris Beresowski, dem die Behörden den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja anhängen wollen.

Verstörte Opposition

Die Opposition reagierte auf die Anschuldigungen verstört: Er nehme die Worte Putins sehr ernst und rate allen Oppositionellen, auf der Hut zu sein, erklärte der Altliberale Boris Nemzow. Die Äußerung des Premiers, der alle Geheimdienste kontrolliere, deute darauf hin, dass er wisse, auf wen ein Anschlag geplant sei, führte er aus. "Das ist eine versteckte Drohung, sie zielt auf die Destabilisierung der Lage ab", sagte auch der Leiter der Linken Front, Sergej Udalzow. Wenn mit ihm etwas geschehe, dann gehe dies sicher auf das Konto der Obrigkeit.Putins Gegenkandidat, Milliardär Michail Prochorow, kritisierte, die doppeldeutige Äußerung erhöhe die Spannung innerhalb der Gesellschaft nur noch mehr. "Die Obrigkeit sollte sich daran erinnern, dass laut Verfassung immer noch sie und nicht die Opposition die Verantwortung für die Sicherheit der Bürger trägt", erklärte er.Die Opposition hat für den 5. März eine Demonstration auf dem Manege-Platz vor dem Kreml beantragt. Die Stadtregierung erklärte, dass der Platz bereits von Putin-Anhängern belegt sei. Nun wird ein Ausweichort gesucht.(DER STANDARD Printausgabe, 2.3.2012)