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Der italienische Sänger Lucio Dalla (68) starb nach einem Konzert in Montreux.

Foto: EPA/EMILIO NARANJO

Wien - Der kleine Mann mit der großen, aufgerauten wie schneidenden Stimme begann seine musikalische Karriere in den 1960er-Jahren als Klarinettist in einer Dixieland-Band. Schon bald aber wechselte der 1943 in Bologna geborene Musiker ins Popfach. Neben Fabrizio de André, Lucio Battisti oder Francesco Guccini zählte er fortan zu den zentralen Vertretern des "Cantautore"-Stils. Hierzulande würde man zu Dallas Beruf wohl Liedermacher sagen.

Die italienischen Cantautori jedenfalls beriefen sich auf zeitgenössische Rock-, Pop- und Folk-Einflüsse aus dem angloamerikanischen Raum. Sie konnten und wollten aber auf die italienische Tradition des "Belcanto" mit all seiner Dramatik, großen Geste und einem untrüglichen Gespür für Gassenhauer nicht verzichten.

Der kommerzielle Durchbruch gelang Lucio Dall schließlich 1971 auf dem renommierten Festival in San Remo und seinem Album Storie di casa mia. Ein erster autobiografischer Hit nannte sich nach seinem Geburtsdatum 4/3/1943.

Bis heute produzierte Dalla mit wechselndem Erfolg mehr als 30 Alben, einige davon, wie etwa Banana Republic (1979), entstanden gemeinsam mit einem in Italien ebenso berühmten Kollegen, dem sozialkritischen Songwriter Francesco De Gregori.

Lucio Dalla verkaufte in seiner Hochzeit um 1990 allein von seinem Lied Attenti al Lupo offiziell an die 1,5 Millionen Stück - in einem Land, das es mit den Copyrights nie genau nahm, eine unglaubliche Leistung. Dem Stück Caruso von 1986 war dank Coverversionen von Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli ein noch größerer Erfolg beschieden.

In den vergangenen Jahren war es um Dalla etwas ruhiger geworden, obwohl seine Tourneen stets ausverkauft waren. Nach einem Auftritt in Montreux und vor einem geplanten Konzert im Wiener Konzerthaus am 19. März ist Lucio Dalla nun 68-jährig einem Herzinfarkt erlegen. (schach, DER STANDARD - Printausgabe, 2. März 2012)