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Ratan Tata (li.), Präsident der Tata-Gruppe, und Narendra Modi, Regierungschef des indischen Bundesstaats Gujarat, feiern den Tata Nano.

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Spatenstich für ein Werk des französischen PSA-Konzerns in Gujarat vergangenen November. Indien gilt als Hoffnungsmarkt der internationalen Autoindustrie.

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Wien - Die Musik in der Autoindustrie spielt künftig vor allem in den Schwellenländern. Die alte Welt und deren Autobranche bleibe als Taktgeber zwar wichtig; die Wertschöpfung werde aber mehr und mehr aus Europa nach Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC-Staaten) abfließen. Das ist der Sukkus einer Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney, die dem STANDARD vorliegt.

"Wir sehen aber auch, dass Autoproduktionsstätten nicht mehr für die Ewigkeit gebaut werden, sondern für zehn, 15 Jahren", sagte Robert Kremlicka, Vice President und Geschäftsführer von A.T. Kearney Österreich. Das Credo sei möglichst hohe Flexibilität.

Die Konzentration in der Branche jedenfalls schreitet voran. Nach Bekanntgabe des Einstiegs der Opel-Mutter General Motors (GM) bei der PSA-Gruppe (Peugeot, Citroën) in Frankreich (der STANDARD berichtete in einem Teil der Donnerstagausgabe), hat das Zittern in Teilen der Belegschaft begonnen. Der Deal soll Milliarden-Einsparungen bringen. Unter anderem soll der Einkauf der zwei mit Verlusten kämpfenden Autobauer zusammengelegt, Technologien und Plattformen gemeinsam genutzt werden.

Zwar wurden Werkschließungen fürs Erste ausgeschlossen. Ob diese Zusage auch längerfristig gilt, bezweifeln zumindest Analysten. Kritisch hinterfragt wird auch, inwieweit es sinnvoll ist, wenn sich zwei schwache Partner zusammentun. Als Teil des Abkommens plant GM, sieben Prozent der Aktien von PSA zu erwerben. Das erste Fahrzeug auf Basis einer gemeinsamen Architektur soll 2016 ausfahren.

Bis 2020 wird sich die globale Automobil-Nachfrage von derzeit etwa 72 Millionen verkauften Fahrzeugen auf 109 Millionen erhöhen. Den größten Zuwachs erzielen nach Schätzungen von A.T. Kearney die Wachstumsmärkt, insbesondere China. Mit jährlichen Zuwachsraten von 9,0 bzw. knapp 13 Prozent werden auch Basilien und Indien 2020 die jährlichen Verkaufsvolumina eines deutschen oder japanischen Automarktes überschritten haben.

Für Österreichs Zulieferindustrie, die noch immer von der guten Performance deutscher Autobauer profitiert, sieht man bei A.T. Kearney gute Chancen für Neugeschäft. "Was uns in der Slowakei passiert ist, darf kein zweites Mal geschehen", warnt aber Kremlicka. "Vor unserer Haustür ist eine schlagkräftige Autoindustrie entstanden, viele unserer Zulieferfirmen haben diese Entwicklung wegen zu starker Fixierung auf Deutschland verschlafen. Nun drängen vermehrt chinesische Hersteller nach dem Vorbild von Great Wall, die in Bulgarien eine Produktion gestartet haben, nach Europa. Da sollten wir dabei sein." (DER STANDARD, Printausgabe, 2.3.2012)