London/Wien - Die ausgestorbenen nächsten Verwandten des modernen Menschen siedelten sich vor rund 300.000 Jahren an den Küsten rund um das Mittelmeer an. Ihre charakteristischen Steinwerkzeuge fanden sich aber nicht nur am griechischen Festland, sondern auch auf den Inseln Lefgada, Kefalonia und Zakynthos.

Stellt sich die Frage, wie sie dorthin kamen. Die zwei logischen Alternativen: Entweder waren diese Inseln damals noch keine Inseln, oder unsere entfernten Cousins schafften es irgendwie, das Meer zu überqueren. George Ferentinos (Universität Patras) behauptet nun, dass allein die zweite Antwort richtig sein kann.

Wie er ermittelte, liegt der Meeresspiegel des Mittelmeers heute um 120 Meter höher als vor 100.000 Jahren. Doch das Meer rund um die genannten Inseln ist rund 300 Meter tief, schreibt der griechische Forscher im "Journal of Archaeological Science".

Bleibt die Frage wie sie die bis zu zwölf Kilometer lange Strecke überwanden. Paul Pettitt (Uni Sheffield) meint im "New Scientist", dass sie geschwommen sein könnten. Wenn sie allerdings Boote verwendeten, dürften sie dennoch nicht die ersten Seeleute gewesen sein: Das waren wahrscheinlich jene Vertreter der Gattung Homo erectus, die bereits vor einer Million Jahre die indonesische Insel Flores besiedelten. (tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. März 2012)