In gefühlten 20 offenen Briefen pro Monat fordern sie vom Bundespräsidenten abwärts Veränderungen in der Bildungslandschaft. In gelb unterlegten Schriftzeichen schreien sie geradezu nach " qualifizierten MitarbeiterInnen" und "einheitlichen hohen Standards" für mehr Qualität in der Elementarpädagogik, also in Krippen, Krabbelstuben, im Kindergarten, kurz: in Bildungseinrichtungen für unter Sechsjährige.

Und dann sitzen Heidemarie Lex-Nalis von der Bildungsplattform Educare und Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und Hortpädagogen mit dem Standard an einem Tisch im Café Prückel und können sich auch nach Jahren noch über die heimischen Bildungspolitik empören.

Am Donnerstag konnte Lex-Nalis das auch im Parlament tun, konkret im Unterausschuss zum Bildungsvolksbegehren, bei dem an diesem Tag die Frühkindpädagogik im Zentrum stand.

Lex-Nalis nimmt hier nicht ihre gewohnte Rolle als Wissensvermittlerin ein. Studien darüber, wohin es gehen müsse, gebe es genug. Jeder Interessierte wisse, wie wichtig österreichweite Regelungen über Gruppengröße oder Pädagogenausbildung seien. Heute geht es um die Probleme und ihre Lösungen. Das Wichtigmachen des Wichtigen. "Der elementare Bildungsbereich ist das Fundament", heißt das dann bei ihr. 

Anliegen "ausgesprochen"

Für Raphaela Keller wurden viele ihrer Anliegen im Volksbegehren "wieder ausgesprochen". Die Bundeszuständigkeit, für die sie im Ausschuss trommelt, wurde ihr dort von allen Parteien zugesagt. Sicherheitshalber engagiert sich Keller jetzt aber auch in der Initiative "Zukunft.Bildung" . Gemeinsam etwa mit Daniel Landau. Ja, der, dessen Bruder Michael die Caritas Wien leitet. Der Daniel Landau, für den es - obwohl Gymnasiallehrer in Wien - um jene rund 8000 Jugendlichen geht, die aus dem Bildungssystem fallen, für die die Debatte über Bildungsstandards oder Zentralmatura nicht mehr relevant ist. Das ist wichtig für Landau. Das macht er wichtig in seinen drei Minuten Redezeit im Parlament.

Ob die Botschaft ankommt, ist sich Heidi Schrodt von "BildungGrenzenlos" nicht sicher: "Bis jetzt war die Befassung im Ausschuss oft das Ende der Beschäftigung mit der Thematik." Trotz allem bleibt sie "vorsichtig optimistisch".  (Karin Riss, DER STANDARD Printausgabe, 2.3.2012)