Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP/Weigel Armin

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Die Arbeitslosigkeit steigt in Österreich weiter an, vor allem bei Menschen mit Behinderung, Leiharbeitern und Ausländern. Überdurchschnittlich ist die Zunahme auch am Bau und bei älteren Arbeitnehmern. Die Arbeitslosigkeit von über 50-Jährigen stieg um 8,5 Prozent auf 61.609 Personen. Nur leicht steigende Arbeitslosenzahlen wurden hingegen bei Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren verzeichnet. Nur in Tirol und Vorarlberg gab es weniger Personen ohne Job. Österreichweit ist die Zahl der Arbeitslosen im März im Jahresabstand um 4,4 Prozent oder 11.187 Personen auf 263.774 gestiegen.

Arbeitslosenquote nach EU-Berechnung: 4,2 Prozent

Gleichzeitig ist die Zahl der Schulungsteilnehmer um 1.077 (- 1,5 Prozent) auf 68.438 gesunken. Insgesamt waren damit 332.212 Menschen in Österreich ohne Job - um 10.110 (+3,1 Prozent) mehr als im März 2011, teilte das Sozialministerium am Sonntag mit. Die Zahl der aktiv Beschäftigten ist um 57.000 Personen auf 3,335 Millionen gestiegen. Die gemeldeten offenen Stellen sind hingegen um 2.583 (-7,9 Prozent) auf 30.102 zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote lag nach österreichischer Berechnungsmethode bei 7,1 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte höher als im März 2011. Nach EU-Berechnung belief sich die heimische Arbeitslosenquote im Februar - das ist der aktuellste verfügbare Wert - auf 4,2 Prozent. Österreich hat damit weiterhin die mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sprach angesichts der aktuellen Arbeitsmarktdaten von einer "stärkeren Frühjahrsbelebung" als im vergleichbaren Vorjahresmonat. Die Zahl der Arbeitslosen sei gegenüber dem Vormonat um 46.290 gefallen und im März 2011 nur um 39.671 gesunken. Die Oppositionsparteien kritisierten die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung am Sonntag scharf: "Davon, dass wir im EU-Vergleich noch halbwegs gut dastehen, können sich die österreichischen Arbeitslosen nichts zu essen kaufen", erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einer Aussendung. "Besonders alarmierend" ist für FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl die Entwicklung bei den über 50-jährigen Arbeitslosen.

BZÖ sieht Hundstorfer-Aprilscherz

Für BZÖ-Sozialsprecher Sigisbert Dolinschek ist die von Hundstorfer wahrgenommene "Frühjahrsbelebung" ein "schlechter Aprilscherz". Der Sozialminister ignoriere "seit Monaten konsequent die hohen Arbeitslosenzahlen", kritisierte er. Die Grüne-Arbeitsmarktsprecherin Birgit Schatz fordert angesichts der gestiegenen Arbeitslosenzahlen "eine neue Arbeitszeitpolitik". "Die bezahlte Arbeit muss besser verteilt werden, von denen, die zuviel und zu lange arbeiten bis in ihr burnout, hin zu denen, die keinen Job finden oder von ihrem kleinen Teilzeitjob nicht leben können", forderte sie. Auch die Lebensarbeitszeit müsse ausgeglichener werden.

AK-Präsident Herbert Tumpel appellierte an Unternehmen "endlich längeres Arbeiten" zu ermöglichen. "Wir brauchen nicht nur eine offensive Arbeitsmarktpolitik für die Älteren mit umfangreichen Maßnahmen zur gesundheitlichen Rehabilitation, wir brauchen auch die Bereitschaft der Unternehmen, Ältere auch zu beschäftigen", betonte er. Dies sei "entscheidend für das gemeinsame Ziel, die Zahl der Frühpensionen zu minimieren". ÖGB-Arbeitsmarktsprecher und vida-Vorsitzender Rudolf Kaske forderte ein "Bonus-Malus-System", das die Betriebe zur Beschäftigung älterer Arbeitnehmer motiviert.

Für den Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, sind die aktuellen Arbeitsmarktzahlen "einmal mehr durchaus erfreulich, auch wenn selbstverständlich jeder Arbeitslose einer zuviel sei". Er mahnte "sich gerade jetzt nicht auf den vermeintlichen Lorbeeren auszuruhen". Kontraproduktiv ist für die Industriellenvereinigung die kürzlich beschlossene Kündigungsabgabe. "Wir haben wiederholt aufgezeigt, dass die Kündigungsabgabe einseitig zu Lasten der Arbeitgeber geht und damit mit dem Prinzip der Beitragsparität in der Arbeitslosenversicherung im Widerspruch liegt", kritisierte Neumayer.

Stärkerer Anstieg bei Männern

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bei Männern im März stärker ausgefallen als bei Frauen. Die Zahl der vorgemerkten arbeitslosen Männer erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,7 Prozent (8.373) auf 154.648. Bei Frauen wurde nur ein Anstieg von 2,6 Prozent (2.814) auf 109.126 verzeichnet. Die Bauwirtschaft habe einen gedämpften Frühlingsbeginn erlebt, hieß es dazu aus dem Sozialministerium. Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit ging um einen Tag auf 93 zurück.

Am stärksten fiel die Zunahme bei behinderten Personen (+14,5 Prozent), Leiharbeitern (+12,8 Prozent) und Ausländern (+11,8 Prozent) aus. Damit waren im März 7.294 Menschen mit Behinderung, 28.623 Leiharbeiter und 57.675 Ausländer arbeitslos gemeldet. Ebenfalls überproportional stieg die Arbeitslosigkeit von über 50-Jährigen mit einem Plus von 8,5 Prozent auf 61.609 Personen. Vergleichsweise gering war die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit mit 1,9 Prozent. Dennoch waren im März noch immer 39.089 Jugendliche ohne Job.

Tourismus hilft in Tirol und Vorarlberg

Die Differenz zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Lehrstellen ("Lehrstellenlücke") ging auf 909 zurück. 4.725 Lehrstellensuchenden standen 3.816 offenen Lehrstellen gegenüber. Die Jugendarbeitslosigkeit betrug im Februar 8,3 Prozent, was der zweitbeste Wert in der EU ist.

Einzig in Tirol (-4,5 Prozent) und Vorarlberg (-1,6 Prozent) wurden im März dank einer guten Tourismussaison weniger Arbeitslose verzeichnet, den stärksten Anstieg im Jahresabstand gab es in der Steiermark (+9,0 Prozent). Auch in Niederösterreich (+7,3 Prozent), dem Burgenland (+6,6 Prozent) und Salzburg (+5,3 Prozent) gab es einen höheren Anstieg als im Bundesdurchschnitt. In Wien erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 3,6 Prozent auf 83.161 und in Kärnten um 1,6 Prozent auf 22.475.

Im Tourismus habe vor allem die anlaufende Ostersaison die Arbeitslosigkeit um 3,4 Prozent auf 32.585 Personen gesenkt, so das Sozialministerium. In allen anderen Branchen wurde ein Anstieg verzeichnet: in der Baubranche (+10,6 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (+7,5 Prozent) und im Handel (+4,5 Prozent). (APA, 1.4.2012)