Neapel/Bangkok - Mit eher ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden konnten am Wochenende binnen 24 Stunden zwei führende Mafiosi geschnappt werden.

Der eine Fang gelang in der Nähe von Neapel - im Anwesen des seit eineinhalb Jahren verschwundenen Bosses vom "Lo-Russo"-Clan. Als Carabinieri die Luxusvilla von Antonio Cardillo (34) durchsuchten, waren sie sich absolut sicher, dass dieser gerade noch im Haus und im Ehebett gewesen war.

Wie sich dann zeigte, war Cardillo nicht "wie vom Erdboden verschluckt". Denn da lag eine Fernbedienung, die aber zu keinem der elektronischen Geräte im Haus gehörte. Also probierten die Beamten die Steuerung überall aus - und siehe da: In einem Kasten in der Nähe des Schlafzimmers sprang plötzlich der Spiegel an der Rückwand auf - und dahinter offenbarte sich das Versteck des gesuchten Mafia-Bosses.

Am anderen Ende der Welt ging am Wochenende in Bangkok "einer der größten Geldwäscher der Cosa Nostra" den Ermittlern ins Netz. So nennen Antimafia-Staatsanwälte den 64-jährigen Vito Roberto Palazzolo. Der zu neun Jahren Haft verurteilte Mann aus der Nähe von Palermo soll seit drei Jahrzehnten seine Heimat nicht mehr gesehen haben.

Der aus dem sizilianischen Terrasini bei Palermo stammende Palazzolo lebte seit den 1980er-Jahren als "Robert von Palace Kolbatschenko" in Südafrika. Er galt dort als erfolgreicher Geschäftsmann mit Beteiligungen an der Mineralwasser-, Sicherheits- und Straußenzuchtbranche. Den Ermittlungen zufolge gehört ihm auch ein bei Reichen und Prominenten beliebtes Jagdrevier. Ferner soll er Investor einer Edelsteinfirma und Eigner eines Diamantschneideunternehmens in Angola sein. Vor allem aber war Vito Roberto Palazzolo den Ermittlern zufolge aber unter dem 1993 gefassten Mafia-Chef Toto Riina und dessen 2006 festgenommenem Nachfolger Bernardo Provenzano für die Geldwäsche der Cosa Nostra zuständig.

Nach seiner Verurteilung in Abwesenheit war Palazzolo untergetaucht. Jetzt konnte er in Bangkok beim Versuch auszureisen geschnappt werden - nachdem die Ermittler längere Zeit nicht nur seinen Facebook-Account, sondern auch die Einträge seiner Freunde und Familienangehörigen überwacht hatten. (dpa, red, DER STANDARD, 2.4.2012)