Wenn wir das Wort "Unternehmer" hören, denken wir an Dietrich Mateschitz und seinen Red-Bull-Konzern, der jedes Jahr mehrere Milliarden an Dosen verkauft. An Hans Peter Haselsteiner, der mit Strabag in ganz Europa Autobahnen baut, oder an Billa-Gründer Karl Wlaschek, der ebenfalls regelmäßig in den Rankings der reichsten Österreich auftaucht.

Unternehmer zu sein kann aber auch etwas ganz anderes bedeuten: 10.000 Euro im Jahr zu verdienen. Vorne und hinten nicht mit den Zahlungen an die Finanz und die Krankenkasse zurechtzukommen. Keine Ahnung von Einnahmen-Ausgaben-Rechnung oder Businessplänen zu haben, weil man nur in die Selbstständigkeit reingerutscht ist (oder gedrängt wurde) und eigentlich viel lieber ein ganz ordinäres Angestelltenverhältnis hätte.

Dass diese beiden Gruppen wenig miteinander zu tun haben, hat sich mittlerweile herumgesprochen - auch in der Politik und bei den Krankenkassen. Die Realität entwickelt sich aber um einiges schneller als die Gesetze. Wenn die Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft nun eine Befragung unter ihren Mitgliedern über deren Wünsche durchführen will, ist das gut. Das Problem ist nur: Jene Akteure, die in der Praxis für die Interessenvertretung verantwortlich sind, kommen aus einer Unternehmer-Welt, die wenig gemein hat mit jener, in der die Mehrheit aller Selbstständigen lebt. (Günther Oswald, DER STANDARD, 2.4.2012)