Neben Imperial, Bristol und Le Méridien würde sich in Wien auch die Designermarke "W" gut machen, deutet Starwood-Manager Thomas Willms an. Details will er derzeit aber noch keine bekanntgeben.

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Das gediegene Hotel Imperial.

Foto: Hotel Imperial/Hamel Matthias

Der US-Konzern Starwood betreibt acht Spitzenhotels in Österreich. Manager Thomas Willms hofft, dass die drei neuen Konkurrenten in Wien zusätzliche Gäste anlocken. Was die Zukunft bringen wird, sagte er Claudia Ruff.

STANDARD: Nach Wien drängen bald drei neue Luxushotels. Wie werden Sie die von Starwood gemanagten Häuser Imperial, Bristol und Le Méridien positionieren?

Willms: Ritz Carlton, Kempinski und Park Hyatt kommen ja sicher, das Four Seasons in der Riemergasse dauert noch etwas länger, denke ich. Aber es stimmt, diese Ballung an Fünf-Sterne-plus-Hotels hatten wir in Wien noch nie. Bisher waren Imperial, Bristol und Sacher alleine in Wien. Die drei neuen sind ernstzunehmende Mitbewerber und drei gute Marken. Unsere Stärke ist die Geschichte im Bristol und im Imperial, die schönen historischen Gebäude und die Kontinuität der Mitarbeiter. Die kennen alle Vorlieben unserer Gäste. Unser Trumpf ist zum Beispiel unser Concierge Herr Moser - solange man ihn nicht abwirbt -, den kann man nicht duplizieren.

STANDARD: Gibt es genug Nachfrage nach Luxushotels?

Willms: Wir hoffen, dass die Erwartungen der Mitbewerber stimmen und mehr Gäste nach Wien kommen. Von der Lage sind das Ritz Carlton (Schubertring, Anm.) und das Park Hyatt (am Hof) die größte Konkurrenz für uns. Ob die Preise halten, ist schwierig zu sagen, weil wir so eine Situation noch nie hatten. Alle drei Neuzugänge mussten sehr viel Geld investieren. Mit Billigpreisen darauf zu antworten, würde nicht funktionieren. Abgesehen davon sind die Wiener Luxushotels ja alle keine Riesenhotels wie in Asien. Aber eines ist sicher: In der nächsten Generation werden rund drei Milliarden Menschen weltweit in die Mittelklasse aufsteigen. Zum ersten Mal in der Geschichte wird damit rund die Hälfte der Weltbevölkerung der Mittelklasse angehören. In fünf Jahren werden 400 Millionen Menschen aus China und Indien genügend Einkommen besitzen, um reisen zu können. Das entspricht ungefähr der gesamten US-Bevölkerung. In zehn Jahren wird der chinesische Markt alleine mehr als 100 Millionen Auslandsreisen pro Jahr generieren. Das sind zehnmal mehr Reisen, als sie aus Japan in den 80er-Jahren registriert wurden. Dies ist ein riesiges Potenzial für Starwood. Und vergessen Sie nicht, die Chinesen sind sehr markentreu.

STANDARD: Wie schlägt sich Wien im Preisvergleich mit anderen Städten?

Willms: Wien ist preislich nicht in der ersten Liga wie London, Paris oder Rom, das ist schade. Wien hat noch nicht deren Gästestruktur und daher können wir die Preise auch nicht erzielen. Wien liegt preislich aber vor München, Frankfurt oder Berlin.

STANDARD: Woran liegt das?

Willms: Das liegt vor allem an Flugverbindungen und an den viel zu geringen Direktflügen aus Asien sowie dem Nahen und Mittleren Osten nach Wien, aber auch an den Visabestimmungen für viele Länder. In diesem Zusammenhang ist es kontraproduktiv, eine Emirates Airline daran zu hindern, öfter nach Wien zu fliegen. Ob Araber oder Asiaten, die wollen mit ihrem nationalen Carrier fliegen, das hat viel mit Vertrauen zu tun. Ich freue mich auch ungemein auf das neue Terminal Skylink und den neuen Hauptbahnhof, alles ganz wichtig für die Konzerne. Denn wenn man in ein Land nicht hineinkommt, kann man kein Geschäft machen. Daher brauchen wir so viele Direktflüge nach Wien wie nur möglich.

STANDARD: Sie haben Le Méridien nicht erwähnt, das auch zur Starwood-Gruppe gehört.

Willms: Le Méridien Wien ist ein Designhotel und spielt nicht im Wettbewerb der Fünf-Sterne-Traditionshotels mit. Aber in seiner Kategorie ist es Marktführer, hat die beste Lage, verglichen mit einem Hilton, Marriott, Intercont oder Sofitel.

STANDARD: Was darf man sich denn vom Bristol erwarten? Starwood managt es weiter, die Immobilie gehört aber der Familie Gürtler.

Willms: Die Familie Gürtler ist ein ausgezeichneter Partner. Uns verbindet eine langjährige Zusammenarbeit im Sheraton Salzburg, das wir seit vielen Jahren betreiben. Das Bristol wird ab dem Sommer bis etwa 2014 bei laufendem Betrieb renoviert. Die Bar bleibt, der Gastrobereich wird umgestaltet. Siegfried Kröpfl ist neuer Küchenchef, der hat 30 Jahre Hotelerfahrung.

STANDARD: Wie hoch sind die Buchungsrückgänge infolge der politischen Krisen?

Willms: In Nordafrika gingen die Buchungen um fast 50 Prozent zurück. In Ägypten ist die Situation außerhalb Kairos ganz in Ordnung. Das eine Hotel in Libyen und die drei in Syrien wurden geschlossen. Griechenland wird im Sommer spannend. Das Geschäft läuft auf den Inseln besser als in Athen. Der Nachfragerückgang wird heuer bei 20 Prozent liegen. Wir reagieren darauf, indem wir später in der Saison beginnen. Statt Preisnachlässen bieten wir lieber Zusatzleistungen.

STANDARD: Ihre Region ist Zentral- und Osteuropa. Wie wichtig ist die Region für Starwood?

Willms: Es ist eine der größten Regionen, die Starwood hat und umfasst 14 Länder. Wir werden bis 2013 acht neue Hotels eröffnen. In den nächsten drei bis fünf Jahren erwarten wir ein 20-prozentiges (Hotel-)Wachstum in der Region. Derzeit haben wir nur drei weiße Flecken: Armenien, Weißrussland und Liechtenstein.

STANDARD: Wo liegen die Zukunftsmärkte von Starwood?

Willms: Asien, besonders China und Indien, die Türkei, Russland und die Ukraine. Allein in China eröffnen wir in den nächsten drei Jahren 100 neue Hotels. In Europa wachsen wir stark mit der Luxury Collection und auch mit "W". Eine Marke, die sich übrigens auch in Wien gut machen würde. In der Türkei haben wir nach den geplanten vier Neueröffnungen zehn Hotels. Fünf von unseren neun Marken sind dann in der Türkei vertreten. Allein heuer werden mehr als 60 Prozent der neuen Hotels im Luxussegment sein. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 2.4.2012)