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Roy Hodgson, umkränzt vom Wembley-Bogen und gekürt zum Chef von England.

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Möglicherweise der Vertrag.

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London - England wird mit Roy Hodgson auf der Trainerbank zur Fußball-EM in Polen und der Ukraine fahren. Der Fußballverband (FA) stellte am Dienstag den 64-Jährigen als Nachfolger des im Februar zurückgetretenen Fabio Capello vor.

Hodgson, der einen Vierjahresvertrag erhält, war zuletzt bei West Bromwich Albion in der englischen Premier League tätig (und damit auch Betreuer von Paul Scharner). Zuvor hatte er in seiner mehr als 35 Jahren andauernden Karriere unter anderem in Schweden und in Dänemark sowie in Italien bei Inter Mailand und Udinese Calcio gearbeitet. Dazu war Hodgson schon Teamchef der Schweiz (1992-95), in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2002-04) und in Finnland (2006-07).

"Das ist ein stolzer Tag für mich", verkündete Hodgson: "Ich muss jetzt die Entscheidungen treffen und mit so vielen Spielern wie möglich sprechen." Als erste Amtshandlung gab Hodgson bekannt, dass er trotz der Zwei-Spiele-Sperre in der Vorrunde auf Wayne Rooney setzt. "Ich freue mich, dass Wayne mit uns zur EURO kommt."

Rasche Einigung

Lange Zeit galt Harry Redknapp von den Tottenham Hotspur als heißester Kandidat für den delikaten Posten bei den Three Lions, doch am Sonntag hatte die FA erklärt, dass sie mit Hodgson als einzigem Kandidaten Gespräche führen wolle. Die hatten am Montag begonnen, am Dienstag folgte bereits die Einigung, sodass Hodgson bereits die Vorbereitung auf die Endrunde (8. Juni bis 1. Juli) leiten kann. Hodgson wird das Team erstmals am 2. Juni im Spiel gegen Belgien betreuen.

Nach Capellos Rücktritt Anfang Februar hatte U21-Trainer Stuart Pearce die Auswahl im Länderspiel gegen die Niederlande (2:3) betreut. Der 49-Jährige hatte jedoch betont, auf Dauer nicht zur Verfügung zu stehen.

Die FA hatte viel Kritik geerntet, als die Ausbootung des beliebten Redknapp öffentlich geworden war. Das Boulevard-Blatt Daily Mirror nannte Hodgson einen "Ja-Sager im Blazer". Der hatte im Saisonverlauf mehrfach betont, er wäre "hocherfreut", würde die Wahl auf ihn fallen. Redknapp dagegen hatte sich bisher stets sehr zurückhaltend über die Perspektive Teamchef geäußert.

Cuisine statt Hausmannskost

Hodgson passt jedenfalls ins Suchprofil der FA. Er ist nicht nur Engländer, sondern hat auch Stil. Das kommt nach der Rassismus-Affäre um Ex-Kapitän John Terry dem auf sein Image bedachten Verband gelegen - eher als der rauer gestrickte Redknapp. In seinem Steuer-Prozess, in dem er im Februar freigesprochen wurde, sorgte Tottenhams Erfolgscoach für peinliche Schlagzeilen. Außerdem hat er keinerlei Auslands-Erfahrung vorzuweisen.

Gegen Redknapp sollen auch persönliche Animositäten in dem für die Trainersuche verantwortlichen Vierer-Gremium eine Rolle gespielt haben. Zudem hätte Redknapp laut Times aus seinem Spurs-Vertrag für zehn Millionen Pfund (knapp zwölf Mio. Euro) herausgekauft werden müssen.

Hodgson schien seine erfolgreichste Zeit eigentlich bereits hinter sich zu haben, ehe er nach seinem Scheitern in Liverpool mit West Brom als derzeitiger Zehnter der Premier League noch einmal aufhorchen ließ. Als Nationalcoach erlebte der Kosmopolit seine glanzvollste Zeit mit der Schweiz, die er 1994 in den USA ins WM-Achtelfinale führte. (sid/APA/red, 1.5. 2012)