Mit seinen geplanten 3000 Einzelteleskopen, die je 15 Meter Durchmesser haben sollen, würde das "Square Kilometre Array" (SKA) alle heute existierenden Teleskopanlagen weit in den Schatten stellen. Nach den Berechnungen seiner Organisatoren soll das SKA damit 50-mal empfindlicher und 10.000-mal schneller sein als die derzeit besten Teleskope.

Seine Aufgaben sind klar umrissen: Es soll helfen, fast bis zum Urknall zurück ins Universum zu blicken, ferne Galaxien erkennen und erdähnliche Planeten aufstöbern, um bisher noch ungelöste astronomische Probleme zu knacken. Klar ist auch der geplante Baubeginn: 2016 soll es losgehen, in acht Jahren dürfte die Anlage voll einsatzfähig sein.

Das große Fragezeichen ist allerdings der Ort, an dem das SKA erreichtet werden soll. Und diese Frage ist in den vergangenen Wochen zu einem internationalen Politikum ersten Ranges geworden - auch wenn alle Seiten beteuern, dass es nur um die Wissenschaft geht. Die verbliebenen beiden Kandidaten für den SKA-Standort sind Australien und Südafrika, die sich ein heftiges Match um den Zuschlag liefern. Im Prinzip bieten beide Länder bieten die nötigen Voraussetzungen: große Flächen mit guter Sicht und geringer Radiointerferenz - also sehr geringer Besiedlung.

MeerKat in Südafrika

Im Herzen Südafrikas, in der Karoo-Halbwüste, stehen schon jetzt sieben Satellitenschüsseln mit einem Durchmesser von jeweils 15 Meter. Selbst wenn SKA nicht in die menschenleere Karoo-Hochebene kommt, sollen hier 64 Schüsseln für ein Projekt namens MeerKat entstehen. Südafrikas Regierung hat die Region zum "Astronomischen Schutzgebiet" erklärt.

Die Australier führen neben hervorragenden Bedingungen vor allem ihre lange Erfahrung mit Radioteleskopen ins Treffen: So verfolgten bereits 1969 rund 600 Millionen Menschen weltweit die Mondlandung dank des Parkes-Teleskops 350 Kilometer westlich von Sydney im Fernsehen. Die Australier verweisen zudem auf das stabile Wetter und eine ruhige Ionosphäre. Nicht zuletzt warben sie mit ihrer stabilen Sicherheitslage und guten Geschäftsbedingungen. In Südafrika beklagte man, Australien wolle mit den "klassischen Vorurteilen über Afrika" punkten.

Bei der bisher letzten Tagung der zuständigen SKA-Gremien im April wurde zu aller Überraschung noch kein Beschluss über den Standort des Square Kilometre Array gefasst. Eine Arbeitsgruppe tagt weiterhin und prüft die Optionen. Mit einer Entscheidung ist nicht vor Mitte Mai zu rechnen. (tasch/APA, DER STANDARD, 02.05.2012)