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Peter Malanik (li.) und Jaan Albrecht müssen die defizitäre Airline in die schwarzen Zahlen führen. Der Weg dorthin soll nun mittels Betriebsübergangs auf die Tyrolean erfolgen.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Nach der gescheiterten Einigung zwischen Belegschaft und AUA-Führung bekommen die betroffenen 2400 AUA-Mitarbeiter am 1. Juli einen Dienstzettel, in dem die neuen Unternehmensrichtlinien festgehalten sind. Diese entsprächen in etwa dem Tyrolean-Kollektivvertrag, der ebenso wie jener der AUA gekündigt wurde. Für Betriebsrat wie Gewerkschaft ist das rechtswidrig. Beide kündigten Klagen an.

Wien - Nach dem nun beschlossenen Betriebsübergang der AUA auf die bisherige Regionaltochter Tyrolean per 1. Juli machen Betriebsrat und Gewerkschaft mit der angekündigten Klagswelle Ernst. Der vom Bord-Betriebsrat beschäftigte Arbeitsrechtler Roland Gerlach sagte am Dienstag zum STANDARD, die Mitarbeiter würden nun den bis 2015 laufenden fünfprozentigen Gehaltsverzicht per 1. Mai einklagen.

Hintergrund: Die AUA hat den AUA-Kollektivvertrag zur Gänze gekündigt, also inklusive der Nebenvereinbarungen wie des Gehaltsverzichts. Weil die AUA den Pensionsanspruch nicht bzw. nur zu einem ganz geringen Teil auszahlen wolle, würden nun die bilanziellen Rückstellungen (rund 130 Mio. Euro) eingeklagt, so Gerlach.

Weil auch der Tyrolean-KV seitens der Gewerkschaft gekündigt wurde und die AUA-Mitarbeiter damit im KV-freien Raum sind, werden die Mitarbeiter, so Unternehmenssprecher Peter Thier, ab 1. Juli einen Dienstzettel bekommen. Dort wird ihnen die neue Unternehmensrichtlinie mitgeteilt, diese dient quasi als Ersatz für den Tyrolean-KV. Allerdings: Das Gehalt der 2400 AUA-Bord-Mitarbeiter wird eingefroren, bis das deutlich tiefere Tyrolean- Niveau erreicht ist. Es gibt kein Geld für Mehrleistungen und keine Leistungspension, sondern nur noch Einzahlung in eine Pensionskasse.

In einer Aussendung der AUA hieß es: "Für die Mitarbeiter des AUA Flugbetriebs ... ändert sich in puncto Arbeitsumgebung und Gehalt nichts."

Gerlach wie auch die Gewerkschaft haben eine andere Rechtsauffassung. Demnach gilt der gekündigte KV noch ein Jahr nach, erst dann können Einzelverträge mit Änderungskündigungen vereinbart werden. Interessant ist, dass die Tyrolean-Mitarbeiter, die jüngst ihren alten KV zurückhaben wollten, sich nun für einen Konzern-KV starkmachen, den auch die AUA-Führung anstrebt. Am Mittwoch wird die Tyrolean-Belegschaft bei einer Informationsveranstaltung in Wien informiert. Die AUA-Mitarbeiter werden am 7. Mai bei einer Betriebsversammlung über den neuen Status quo informiert.

Mit Einleitung des Betriebsübergangs begann in der Nacht zum Dienstag auch die arbeitsrechtliche 30-Tages-Frist zu laufen, die für die " Sonderaustritte" mit Recht auf Höchstabfertigungen für die Piloten (bis zu 39 Monatsgehälter, bis zu 500.000 Euro) relevant ist. 43 AUA-Piloten, die beim Übergang auf Tyrolean nicht mitmachen wollten, haben das bereits unterschrieben und die Airline verlassen. Innerhalb der Belegschaft wird mit weiteren rund 150 Pilotenkündigungen gerechnet. Die AUA sieht auch künftig keinen Personalengpass. Je mehr Altkapitäne das Unternehmen verlassen, desto größer wird die Chance auf ein Upgrading der Copiloten. In der Belegschaft hieß es, die Zahl jener, die sich " unfit to fly" (eine Art Krankmeldung) melden, habe zugenommen.

Hohe Abfertigungen

In der AUA wurden die Kosten des Betriebsübergangs zuletzt mit 160 Mio. Euro beziffert, der Löwenanteil entfalle auf Abfertigungen. Umgekehrt könnte die AUA mit dem Betriebsübergang Pensionsrückstellungen im dreistelligen Millionenbereich auflösen. Laut AUA-Chef Jaan Albrecht bleibt die Marke Austrian erhalten, nur der Zusatz "arrows" auf Tyrolean-Fliegern entfällt. Ab 1. Juli werden alle 80 AUA-Flieger in der Tyrolean "gebündelt".

Montagabend war überraschend bekanntgeworden, dass die von Betriebsrat und Unternehmen unterzeichnete Grundsatzeinigung nicht in Kraft treten kann. Die Belegschaft wollte Garantien über die Höhe der Besteuerung der Zwischenabfindung und zur Abgeltung des Pensionsanspruchs. Weil die AUA diese nicht geben konnte, cancelte Bord-Betriebsratschef Karl Minhard die vorgesehene Abstimmung der Belegschaft. Damit war der Betriebsübergang besiegelt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 2.5.2012)