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Weltbank-Chef Zoellick warnt vor einer "wirtschaftlichen Gefahrenzone" Europa, wenn Griechenland aus dem Euro rausfliegt.

Foto: reuters/yuri gripas

London - Weltbank-Präsident Robert Zoellick hat die europäischen Staaten aufgefordert, sich für den Fall eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone auf Finanzhilfen für Banken vorzubereiten. Sollte Griechenland aus der Währungsunion ausscheiden und die Eurostaaten nicht entschlossen die Finanzbranche stützen, könnte die daraus resultierende Krise den Kontinent zu einer wirtschaftlichen Gefahrenzone machen, schrieb Zoellick in einem Kommentar in der "Financial Times" vom Freitag. Die Länder müssten daher darauf vorbereitet sein, die Banken mit Geld aus dem künftigen Eurorettungsfonds ESM zu rekapitalisieren.

"Es ist aber bei weitem noch nicht klar, ob sich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone mental auf diesen Schritt eingestellt haben", schrieb Zoellick. Allerdings reiche eine Geldspritze alleine nicht aus, erklärte der am 30. Juni aus dem Amt scheidende Weltbankchef. Es müsse auch sichergestellt werden, dass die Banken das Geld über Darlehen an die Wirtschaft weiterreichen, um eine Kreditklemme wie nach der Lehman-Pleite zu verhindern. Mittelfristig müsse zudem die Finanzierung von Problemstaaten wie Spanien gesichert werden. Das müsse entweder über den ESM oder über gemeinsame Anleihen der Euroländer geschehen. Die deutsche Bundesregierung lehnt solche Eurobonds ebenso ab wie eine Rekapitalisierung von Banken direkt über den ESM. Bisher ist für das Anzapfen des ESM ein Hilfsantrag des betroffenen Staates vorgesehen, der mit Reformauflagen verbunden wäre.

US-Finanzminister drängt Spanien zu einer Lösung

Die USA erhöhen den Druck auf Europa und vornehmlich Spanien, die Euro-Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Es müssten schnell Lösungen für die angespannte Lage des Bankensektors gefunden werden, um eine Erholung der Weltwirtschaft nicht im Keim zu ersticken, mahnten Vertreter von US-Finanzministerium und Internationalem Währungsfonds (IWF). Sie fordern von den EU-Politikern eine Rekapitalisierung der Banken und einen klaren Plan zur politischen Zukunft der Finanzunion. Der Geduldsfaden der Verantwortlichen in den USA scheint langsam zu reißen, heißt es von Experten, die in regelmäßigem Kontakt zu Finanzministerium und IWF stehen. "Sie sagen - was auch immer ihr tut, macht es verbindlich, und bringt es diesmal in Ordnung", sagte ein Branchenvertreter.

US-Finanzminister Timothy Geithner ermahnte insbesondere Spanien, eine Lösung für seine eskalierenden Bankenprobleme zu finden. "Der US-Finanzminister machte deutlich, dass wir zusammen für ein gemeinsames Ziel kämpfen und dass eine Lösung für die Banken gefunden werden muss", sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Spaniens, Soraya Saenz de Santamaria, im Anschluss an ein Gespräch mit Geithner. Dabei sei es auch um Strategien für andere in Schwierigkeiten geratene europäische Banken gegangen, ergänzte Santamaria.

Spanienkrise im Mittelpunkt

Spanien ist neben Griechenland in den Mittelpunkt der Euroschuldenkrise gerückt. Die Bankenprobleme werden zu einer immer größeren Last für Spaniens Staatsfinanzen. Die marode Großsparkasse Bankia hat die Regierung um eine neue Kapitalhilfe von über 19 Mrd. Euro ersucht. Das Geld will das Land über neue Schulden aufbringen, hatte ein mit der Angelegenheit vertrauter Regierungsvertreter gesagt. Bisher erklärte die spanische Regierung immer wieder, sie wolle die schwierige Bankensituation, die vor allem auf eine geplatzte Preisblase am Immobilienmarkt zurückgeht, aus eigener Kraft bewältigen. Experten bezweifeln aber, dass Spanien auf Dauer ohne Unterstützung der anderen Euroländer auskommen kann.

Die Euroschuldenkrise hat rund um den Erdball Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Aktienmärkte. Die USA fürchten eine Ausweitung der Krise - und das in Zeiten eines für US-Präsident Barack Obama ohnehin schwierigen Wahlkampfes um eine Verlängerung seiner Amtszeit. Obama hatte die Euroländer im Anschluss an den G8-Gipfel vor zwei Wochen zu kraftvollen Maßnahmen gegen die Schuldenkrise aufgerufen. Er fordert eine Rekapitalisierung der Banken, die Wachstumsförderung, aber zugleich Budgetdisziplin sowie eine Geldpolitik, die der Konjunktur auf die Sprünge hilft. Seither gibt es nur kleine sichtbare Fortschritte. Ein Treffen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel zur Wachstumsstrategie der EU brachte vergangene Woche kein Ergebnis. (APA/Reuters, 1.6.2012)