Marjan Sticker (Bank) und sein Schiedsrichter: zu Gast bei Freunden im Klagenfurter Stadion.

Foto: UNIKUM

Klagenfurt- Kriege sind keine unglückliche Vorsehung des Schicksals, Kriege werden gemacht. Um den Werdegang von Konflikten, ob sozialer oder ethnischer Natur, zu dekonstruieren, ersann der wohl radikalste Off-Theater-Macher Kärntens, Marjan Sticker, für die Universitätskunstinitiative Unikum ein 90-minütiges Fußballtheater.

Gespielt wird das Match vom Theater Trotamora (Albtraum). Erstmals fand die Schlacht auf dem Rasen, ganz dem künstlerischen Konzept des Unicum entsprechend, in einer verlassenen Gegend des Friaul statt. Den Unicum-Masterminds Emil Krištof und Gerhard Pilgram gelingt es immer wieder, Künstlerinnen zu gewinnen, die mit Musik, Architektur, Malerei und Schauspiel die Menschen dort abholen, wo sonst nur Abwanderung und Überlebenskampf den Alltag in den Dörfern bestimmen.

Nach der höchst erfolgreichen friaulischen Fußballschlacht, die sich als Manifest gegen Nationalismus und Chauvinismus versteht, wählten Unicum und Trotamora eine weitere unorthodoxe Location für das "Rückspiel". Und so wird das für Kärntner Verhält nisse überdimensionierte Wörthersee-Stadion heute künstlerisch besetzt. Die Veranstalter versprechen eine satirische Abrechnung mit den politischen Verhältnissen in ihrer Heimat zweier Volksgruppen. Was bleibt da von der ur sprünglichen Idee des Fußballs als Spiel des Lebens, mit fixen Regeln, Fairness, die Gewalt zu kanalisieren vermag?

Im eigens geschaffenen Theaterlabor wird das Pu blikum zum Teil der Performance und ist so nicht nur Zeuge, wenn sich die zwei Konfliktparteien "Hirter gegen Laško" ein erbittertes Match mit dramatischem Showdown liefern. Das umstrittene Stadion wird von neuen Inhalten erfüllt - in 90 spannenden Minuten. (Sabina Zwitter, DER STANDARD, 2./3.6.2012)