Hamburg/Wien - Ein neues Gesetz sorgt in Indien für heftige Debatten. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist Sex ab jetzt verboten, berichtet "Spiegel Online" am Freitag. Wer dies missachte, mache sich der Vergewaltigung strafbar. Der Gesetzgeber sieht darin einen Schutz von Kindern, KritikerInnen befürchten eine Kriminalisierung von Teenagern.

Nach neuester Gesetzgebung macht sich etwa ein unter 18-Jähriger, der mit einer Gleichaltrigen schläft, der Vergewaltigung schuldig und ist mit mindestens sieben Jahren Haft zu bestrafen. Das vom indischen Parlament beschlossene und von der Staatspräsidentin abgesegnete Gesetz zum Schutz von Kindern vor sexuellen Straftaten sieht vor, dass Geschlechtsverkehr nur über 18-Jährigen erlaubt ist. Ob unter Jugendlichen oder zwischen einem Jugendlichen und einem Erwachsenen - selbst einvernehmlicher Sex ist fortan verboten.

Damit hebt Indien das Alter, ab dem Sex erlaubt ist, um zwei Jahre an. Vor einem Jahr hatte Krishna Tirath, Ministerin für Frauen und Kinder, noch betont, ein erster Entwurf sehe vor, das Alter bei 16 Jahren zu belassen. "Die neue Regelung stimmt mit der UNO-Konvention zum Schutz von Kinderrechten überein", rechtfertigte ein Ministeriumsmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte, die Änderung.

Anhebung des Alters sorgt für Kritik

In Indien werden noch immer häufig Kinder und Jugendliche verheiratet. Gleichzeitig nehmen Teenagerschwangerschaften zu. Die Behörden registrieren zudem eine Zunahme von Kinderprostitution und Vergewaltigung von Minderjährigen. "Es ist an der Zeit, dass wir etwas dagegen unternehmen", sagt der Beamte aus dem Frauen- und Kinderministerium.

Dagegen gibt es kaum Einwände - und dennoch wird das Gesetz in den Fernsehsendungen und Zeitungen in Indien heftig debattiert. Für Kritik sorgt die Anhebung des Alters, ab dem Sex erlaubt ist. Begriffe wie "rückschrittlich", "unzeitgemäß", "weltfremd" und "verklemmt" machen die Runde.

Die Altersanhebung öffne "die Schleusen für Strafverfolgung von Burschen auf der Basis von Beschwerden von Eltern eines Mädchens, unabhängig davon, ob das Mädchen zugestimmt hatte", kritisierte Richter Virender Bhat die neue Regelung. Er empfahl der Regierung, das Gesetz zu überprüfen. (APA, 1.6.2012)