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David Alaba herzt den Doppeltorschützen Marko Arnautovic.

Foto: Reuters/Ebenbichler

Innsbruck - Vereinfacht gesagt sollte die österreichische Fußballnationalmannschaft Richtung Ball marschieren und am Spiel gegen die Ukraine teilhaben. Teamchef Marcel Koller wollte den Freitagabend in Innsbruck jedenfalls mit einem "positiven Gefühl" beenden. Der Wunsch wurde ihm erfüllt. "Wir haben gewonnen, das ist wichtig fürs Land und fürs Team", sagte Koller nachher.

Dafür zu sorgen hatten zunächst die elf Kicker aus der Startformation, die doch mit einigen Überraschungen aufwarten konnte. Das Tor hütete erstmals in der Landesgeschichte der 21-jährige Austrianer Heinz Lindner, an den Seiten der Viererkette werkten Neo-Salzburger Florian Klein (rechts) und der Austrianer Markus Suttner. György Garics saß auf der Bank, schaute sich Klein an. Im Zentrum verteidigten Sebastian Prödl und Paul Scharner, Aleksandar Dragovic teilte das Schicksal von Garics. Das defensive Mittelfeld bildeten David Alaba und Julian Baumgartlinger, die Offensivabteilung bestand aus Marko Arnautovic, Zlatko Junuzovic, Andreas Ivanschitz und der Sturmspitze Marc Janko. Der Ukraine diente die Partie als vorletzter Test für die Heim-EM, Teamchef Oleg Blochin brachte die Einsergarnitur, die bei der Endrunde Schweden, England und Frankreich im Idealfall schlagen soll, wovon nicht unbedingt auszugehen ist. Die Österreicher traten in den nigelnagelneuen schwarz-weißen Auswärtsdressen an.

Bereits in der zweiten Minute marschierte Ivanschitz. Sein Lauf endete am Köper von Taras Michalik, der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer wertete den Zusammenprall als Foul. Junuzovic zirkelte den Freistoß aus 18 Metern ins Tor, Goalie Alexander Gorjainow hatte auf eine Reaktion verzichtet. Gespielt waren etwas mehr als zwei Minuten. 13.000 Zuschauer jubelten im Tivoli, Karl Schranz inklusive. Ex-Teamchef Dietmar Constantini war auch da, er scheute nicht einmal den Smalltalk mit ÖFB-Präsident Leo Windtner. Sportminister Norbert Darabos hatte die Ukraine wie angedroht boykottiert.

Das frühe 1:0 gab Selbstvertrauen, das von Koller gewünschte Forechecking fand statt. Im Trainingslager in Seefeld wurde ja in erster Linie an der Verbesserung der Defensive gearbeitet. Vielleicht war das ein Grund, warum zunächst in der Offensive nicht unbedingt Feuerwerke gezündet wurden. Man kann nicht alles auf einmal haben, der österreichische Fußball steht mitten im Lernprozess. Von Volksschülern, mögen sie noch so begabt sein, wird auch kein Nobelpreis verlangt.

Die Ukrainer hatten mehr Ballbesitz, wurden aber von den giftigen Österreichern gestört. Garics ersetzte nach 28 Minuten den verletzten Klein. Blochin brachte zur zweiten Halbzeit Superstar Andrej Schewtschenko. Es fiel der Ausgleich, ein Freistoß von Sergij Nazarenko prallte von Prödls Steiß zu Oleg Gusew, der staubte ab (56.). Dann kam die Moral. Und die Offensive. Der starke Alaba flankte zu Ivanschitz, mit Hilfe des Ukrainers Anatoli Timoschtschuk gelangte das Runde zu Arnautovic. Staubtrocken traf er aus zehn Metern zum 2:1 (62.). Die Österreicher wurden trotzdem nachlässiger, mehrere Fehler führten zum Ausgleich durch Gusew (65.). Sein Schuss aus 20 Metern fiel unter die Rubrik "Perfektion". Und in der 89. Minute passierte schier Unglaubliches. Arnautovic schlenzte den Ball nach Zuspiel des hervorragenden Junuzovic spektakulär zum 3:2 in die Kreuzecke. Der Bursche kann kicken und treffen. Jubel. Arnautovic: "Es hat sehr viel Spaß gemacht." Fazit: Kollers Handschrift war in vielen Phasen zu lesen. Junuzovic bestätigte das, er ließ sogar die vielen Phasen weg: "Seine Handschrift war deutlich zu sehen."

Am Dienstag wird gegen Rumänien weiter geschrieben. Wieder in Innsbruck. (Christian Hackl, 2/3.6.2012)

Freundschaftliches Fußball-Länderspiel: Österreich - Ukraine 3:2 (1:0). Innsbruck, Tivoli-Stadion, 13.000, SR Zwayer/GER.

Torfolge: 1:0 ( 3.) Junuzovic (Freistoß)

1:1 (56.) Gusew

2:1 (62.) Arnautovic

2:2 (65.) Gusew

3:2 (89.) Arnautovic

Österreich: Lindner - Klein (28. Garics), Prödl, Scharner, Suttner - Baumgartlinger (67. Kavlak), Alaba (82. Pehlivan) - Arnautovic, Junuzovic, Ivanschitz (74. Burgstaller) - Janko (63. Bürger)

Ukraine: Gorjainow (46. Kowal) - Gusew, Katscheridi, Michalik, Rakizki - Timoschtschuk - Jarmolenko, Nasarenko (63. Rotan), Konopljanka (59. Butko) - Devic (46. Milewski), Woronin (46. Schewtschenko)

Gelbe Karten: Keine bzw. Michalik