W. Wegener: "Deutschland schafft das Auto ab".
€ 17,- / 256 S.
Rosenheimer, 2012

Foto: Rosenheimer

Achtung, Provokation! Nicht zufällig orientiert sich Wolf Wegeners Buchtitel an Thilo Sarrazins Pamphleten. Deutschland schafft das Auto ab nennt der Rechtsanwalt, ehemalige Vorsitzende des ADAC Berlin seine kritische Bestandsaufnahme über automobilen Individualverkehr.

Wegener beklagt, dass der Automobilverkehr in den vergangenen Jahren sukzessiv und radikal aus, wie er meint, rein ideologischen Gründen inkriminiert und zurückgedrängt wurde. Verantwortlich dafür definiert er eine Verkehrspolitik, die, von fast allen politischen Couleurs "populistisch" mitgetragen, konzertant dem "Vorurteil" Rechnung trägt, "dass das Auto schädlich für Mensch und Natur" sei. Er meint, dass die den Autoverkehr Bekämpfenden Interessen von Mensch und Industrie schaden. Als Beleg nennt er den "Abbau der grünen Welle", Tempo 30, "künstlich verknappte, verteuerte" Parkplätze, Vernachlässigung des Straßenbaus und - im Gegenzug - Bevorzugung von Fahrrad- und Busspuren sowie überdimensionale, politisch motivierte Erhöhung von Steuern und Spritpreis. Neben dem Automobilisten oktroyierten schlechten Gewissen konstatiert er, dass Autofahrer letztlich aufgrund von Unwegbarkeiten zu Öffis "gezwungen" werden sollen.

Mit Beispielen aus der Praxis untermauert Wegener seine Sicht der Dinge. Allerdings sind seine Schlussfolgerungen und Thesen genauso subjektiv und einseitig wie die Mittel derer, die er als "schuldig" an der Abschaffung des Autos als Objekt der Freiheit dekuvriert. Eine interessante und diskursive Streitschrift. Im Vergleich zu Sarrazin? Auch Wegener bringt manche nicht zu leugnenden Fakten ins Spiel. Art und Weise der Argumentation aber ist, positiv formuliert, strittig. (Gregor Auenhammer, AutoMobil, DER STANDARD, 29.6.2012)