Dakar - Rund drei Monate nach der Präsidentenwahl waren die Bürger Senegals am Sonntag zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Die Koalition des neuen Staatschefs Macky Sall (50) kann nach Einschätzung von Beobachtern mit einer Mehrheit unter den 150 Abgeordneten der Nationalversammlung rechnen. Hauptthemen im Wahlkampf waren die Korruption, die hohen Lebenshaltungskosten sowie die Sicherheitslage in den Nachbarstaaten des westafrikanischen Landes. Erste Ergebnisse werden an diesem Montag erwartet.

Unter den 7200 Kandidaten ist Jean-Marie Francois Biagui, der frühere Anführer einer Unabhängigkeitsbewegung der separatistischen Provinz Casamance, in der es wiederholt Unruhen gegeben hat. In der Hauptstadt Dakar bewirbt sich die aus Frankreich stammende Filmemacherin Laurence Gavron, die als zweite Weiße in der Geschichte des Landes die senegalesische Staatsbürgerschaft angenommen hat.

Senegal gilt als eine der stabilsten Demokratien Afrikas. Nach der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 wurde das rund 13 Millionen Einwohner zählende Land 40 Jahre lang von einer sozialistischen Partei regiert. Im Jahr 2000 gelang der friedliche Machtwechsel zu Präsident Abdoulaye Wade. Dessen Versuch, sich im Alter von 85 Jahren noch einmal im Amt bestätigen zu lassen, führte jedoch zu blutigen Ausschreitungen. Nach der Wahl im März dieses Jahres zeigte sich Wade als guter Verlierer und gestand frühzeitig seine Niederlage gegen Oppositionsführer Sall (50) ein. (APA, 1.7.2012)