Kiew - Der ehemalige englische Teamstürmer Alan Shearer ist mit der Nationalmannschaft nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM hart ins Gericht gegangen. "Wir gehen nicht in die richtige Richtung. Wenn man unsere drei letzten Turniere anschaut, muss man sagen: Wir werden immer schlechter. Haben wir als Team bei dieser EM auch nur gegen einen Gegner gut gespielt?", schrieb der 41-Jährige in einer Kolumne für das Boulevardblatt "The Sun".

Die anderen Mannschaften hätten es England bei der EM vorgemacht, meint Shearer: "Wie man den Ball hält, wie man die andere Mannschaft arbeiten lässt, wie man passt und sich bewegt und attackiert, wie man auf einem Niveau spielt, um ein Turnier zu gewinnen." Wenn die Öffentlichkeit das Niveau akzeptiere, auf dem sich die Nationalmannschaft in Polen und der Ukraine bewegt habe, "haben wir England aufgegeben", ergänzte er.

Shearer, mit sieben EM-Treffern Zweiter in der ewigen Torjägerliste hinter UEFA-Präsident Michel Platini, kritisierte Teammanager Roy Hodgson dafür, im Viertelfinale gegen Italien (2:4 n. E.) kein Mittel gegen Spielmacher Andrea Pirlo gefunden zu haben. Für Shearer ist es unverständlich, dass England trotz zahlreicher starker Spieler eine Mannschaft gestellt habe, in der die Profis nicht in der Lage gewesen seien, "sich den Ball zuzuspielen".

Als mögliche Ursache für die missliche Lage nannte er die Premier League, die zwar "facettenreich und unterhaltsam" sei, in der aber "zu viele ausländische Spieler" den Durchbruch englischer Talente verhinderten. Außerdem sieht er Differenzen zwischen Liga und Verband. "Vielleicht ist England nicht mehr allen wichtig genug. Deshalb gehen wir mit erhobenen Köpfen nach Hause - wie die Tschechen und Griechen. Vielleicht ist es genau das Niveau, auf dem wir uns befinden." (sid, 1.7.2012)