Natalie.

Foto: RTL 2

"Bedient werden, statt dienen, haben sich die Berliner Busenfreundinnen Natalie und Judith ganz groß auf die Hauptstadtfahne geschrieben. An geldgewaltigen Gönnern mangelt es der 27-jährigen Natalie dabei nicht. Und falls es finanziell doch nötig ist, modelt die selbstverliebte Schöne eben ein wenig."

So luftig-leicht kann das Leben als Berliner Busenfreundin sein. Mit geldgewaltigen Gönnern und Hauptstadtfahne könnte Natalie gar lustig dahinleben, aber noch während Natalie mit der Sektflöte schwenkt, droht Unheil: Als Akteurinnen im Aschenputtel-Experiment von RTL 2 findet die Sause ein jähes Ende. Die Dokusoap aktiviert die vor zehn Jahren beliebte Idee vom Sozialtausch: Frauentausch und Tausche Familie standen damals schwer unter Kritik. Die Protagonisten würden vorgeführt, zudem gab es Vorwürfe der Manipulation. Aschenputtel-Experiment läuft seit 2007 und ist bester Beweis, wie sehr sich die Schmerzgrenzen im TV verschieben.

Was auf die Eingangsplattheit folgt, ist so albern wie berechnend: Natalie muss in die Dorfkneipe, stellt sich natürlich tussimäßig blöd an, bringt aber ihre grindige Tauschfamilie in Schwung. Weil aber der Milieuwechsel aus dramaturgischen Gründen wehtun muss, macht die Wirtsfamilie Natalie mit verstockter Befehlsgewalt das Leben schwer. Die brave Jungwirtin Anita vergnügt sich hingegen in der Stadt, freut sich über Designerkluft und Frisur von Udo Walz. Aschenputtels Mutter schießen darob Tränen in die Augen. Am Ende sind alle da, wo sie hingehören, und Natalie tut, als hätte sie gelernt: "Jetzt wird mir klar, wie gut's mir geht." Logisch, schließlich ist das ja alles ein Märchen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 2.7.2012)