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Foto: Reuters/Juliusson

Seine vierte Amtszeit war alles andere als einfach: 2008 schlitterte Island als erstes europäisches Land in die Finanzkrise, doch Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson bewahrte einen kühlen Kopf und brachte seine 318.000 Mitbürger dazu, es ihm gleich zu tun. Seitdem hat sich Island überraschend schnell erholt und erwirtschaftet wieder Zahlen, von denen die EU nur träumen kann. So prognostizierte der Internationale Währunfsfonds kürzlich ein Wachstum von 2,5 Prozent für 2013.

Der Aufschwung bescherte Ragnar Grímsson nun eine fünfte - und wie er selbst beteuert: letzte - Amtszeit. Im Gegensatz zur Mitte-Links-Regierung ist der frühere Linkssozialist und nunmehrige Mann des bürgerlichen Oppositionslagers extrem beliebt im Land. Das musste auch seine Konkurrentin um den Platz an der Spitze, die TV-Moderatorin Thóra Arnórsdóttir, zur Kenntnis nehmen.

Die Isländer unterstützen Ragnar Grímssons Vorhaben, das Amt des Staatspräsidenten zu reformieren und ihm künftig mehr als nur repräsentative Aufgaben zu geben. Der Präsident will folgerichtig in seiner letzten Amtszeit strategische Politik machen. Im Wahlkampf sprach sich der 69-Jährige gegen den EU-Beitritt seines Landes aus - Island ist seit 2010 Beitrittskandidat.

Streitbar hat sich Ragnar Grímsson schon bisher gezeigt: So war er 2004 der erste Präsident, der die Unterschrift unter ein vom Parlament (Althing) beschlossenes Gesetz verweigerte. Das Mediengesetz musste umgearbeitet werden.

Dem Ausland bot er die Stirn, als er sich 2009 gegen die Entschädigung deutscher Kunden der Kaupthing Bank aussprach. Ein Jahr später verweigerte er gar seine Unterschrift unter ein Gesetz, das die Rückzahlung ausländischer Einlagen der Online-Bank Icesave an Großbritannien und die Niederlande regeln sollte.

Der Professor für Politikwissenschaft an der Universität Reykjavík begann seine politische Karriere bei den Rechtsliberalen, war dann aber von 1987 bis 1995 Vorsitzender der Sozialisten und führte sie in die politische Mitte. Schon als Abgeordneter und späterer Finanzminister (1988-1991) war Ragnar Grímsson für seinen scharfen, mitunter polemischen Diskussionsstil berüchtigt.

Mit seiner ersten Frau, Gudhrún Katrín Thorbergsdóttir, war er ab 1974 verheiratet, sie starb 1998 an Leukämie. Mit ihr hat er zwei Töchter. Seit 2003 ist die israelisch-britische Geschäftsfrau Dorrit Moussaieff Islands First Lady. (Gianluca Wallisch /DER STANDARD, 2.7.2012)