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Entspannt zuhause statt schwitzend am Berg. Internet machts möglich.

Wandern ist schön, gesund, gut für den Körper und gut für den Geist. Aber leider so schrecklich anstrengend. Bis der Gipfel erreicht ist, fließt der Schweiß in Strömen, man hustet Feinstaub aus den brennenden Lungen und ringt nach Luft. Die Muskeln melden sich, zuerst vorsichtig, dann immer bestimmter, mit schmerzhaften Zuckungen und Krämpfen und erinnern an die letzten 15 Jahre süßen Nichtstuns. Es brennt die Sonne, es nässt der Regen, es pfeift der Wind. Gams, Hirsch und andere Freizeitwanderer stellen eine permanente Bedrohung entlang der Wege dar. Blasen an den Füßen. Nein. Wandern macht in Wahrheit überhaupt keinen Spaß. 

Wie gut, dass man jetzt fürs Wandern das klimatisiert-geheizte Wohnzimmer mit Zugang zu kühlen Getränken und kleinen Snacks nicht mehr verlassen muss. Die Idee ist brillant und kommt aus der Schweiz: virtuelles Wandern entlang der Rhätischen Bahn. Plan der Initiatoren - Rhätische Bahn und Graubünden Ferien - ist es, die virtuellen Sportler analog auf die Wanderwege zu bringen.

Aber wozu eigentlich? In Echtzeit kann man entlang der Bahn spazieren, muss dazu weder die Hausschuhe ausziehen noch sein Ränzel schnüren, geschweige denn in die Schweizer Berge fahren. Am Ende kann man mit Fug und Recht behaupten, die Wanderwege entlang der Bahnstrecke zu kennen - und hat dafür nicht einen Tropfen Schweiß vergeudet. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 1.8.2012)