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Shin A-lam will die mehr als strittige Entscheidung nicht hinnehmen.

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Bittere Tränen.

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London - Eine Österreicherin ist am Montagabend im Zentrum eines Fechtskandals gestanden. Im Semifinal-Duell zwischen der Deutschen Britta Heidemann und der Südkoreanerin Shin A-lam brauchte es nach dem Kampfende rund eine halbe Stunde, bis die Siegerin feststand. Die Jury konnte sich nämlich nicht entscheiden, ob der letzte und entscheidende Treffer der Deutschen, der ihrem Land schließlich die erste London-Medaille überhaupt brachte, noch innerhalb der Zeit gefallen war. Kampfleiterin war Barbara Csar aus Salzburg, und sie erklärte letztlich Heidemann, die spätere Silbermedaillen-Gewinnerin, zur Siegerin, was die Südkoreanerin zu einem dreiviertelstündigen Sitzstreik motivierte.

Shins Protest hatte einen guten Grund. Heidemann benötigte in der letzten Sekunde noch einen Treffer, durfte dazu aber gleich vier Anläufe nehmen - die Uhr blieb stets bei einer Sekunde stehen und die österreichische Offizielle ließ wieder anfechten, bis dann Heidemann tatsächlich traf und ins Finale einzog. Nach Riesenprotesten der Südkoreaner und langen Beratungen der Jury entschied man sich für einen Sieg der Deutschen, Shin weigerte sich daraufhin, die Planche zu verlassen.

"Es war eine sehr schwierige Stunde"

Der Helm lag dabei die ganze Zeit neben ihr, über die Schultern hatte sie ein weißes Handtuch gelegt. "Es war eine sehr schwierige Stunde. Ich habe an all die Zeit gedacht, die ich beim Training für Olympia verbracht habe", klagte die Südkoreanerin im Anschluss. Die deutschen Betreuer äußerten Verständnis für deren Frust, sprachen aber kühl von einer "Tatsachenentscheidung". Als der Protest abgeschmettert war und ein Funktionär Shin am Montagabend nach einer guten Dreiviertelstunde aufforderte, die Planche zu verlassen, brach sie wie schon nach dem Ende des Gefechts in Tränen aus und erhob sich nur äußert widerwillig.

Am Ende konnte sich die Südkoreanerin nicht einmal mit Bronze trösten, sie verlor auch noch das Gefecht um Platz drei. Heidemann wurde ihres Halbfinalsieges aber auch nur halb froh. Im Finale unterlag die Siegerin der Spiele von Peking 2008 der Ukrainerin Jana Schemjakina mit 8:9 nach Verlängerung. Immerhin war es der erste Medaillengewinn für Deutschland in London überhaupt.

Erinnerungen an 1988

Der Vorfall erinnerte an einen Skandal bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul. Boxer Byun Jong-il wurde damals vor heimischen Publikum wegen Kopfstoßens gegen den Bulgaren Alexandar Christow vom neuseeländischen Ringrichter Keith Walker allerdings zu Recht zweimal verwarnt und verlor daher nach Punkten.

Daraufhin stürmten sein Trainer, Offizielle der südkoreanischen Delegation und Zuschauer in den Ring und griffen Walker an. Etwa 30 bis 40 Personen sorgten für den Tumult. Nachdem sich die Lage im Ring beruhigt hatte, blieb Byun dort noch 67 Minuten lang sitzen. (APA, 30.7.2012)