Madrid - Die spanische Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hat in ihrem Kampf gegen die Schuldenkrise einen Rückschlag erlitten. Mehrere Regionen des Landes widersetzen sich den Madrider Sparplänen. Dazu gehören auch Andalusien und Katalonien, die zwei bevölkerungsreichsten Regionen Spaniens.

Der katalanische Wirtschaftsminister Andreu Mas-Colell boykottierte nach Medienberichten vom Mittwoch ein Treffen im Madrider Finanzministerium, bei dem der Abbau der Haushaltsdefizite in den Regionen abgestimmt werden sollte. Seine andalusische Amtskollegin Carmen Martínez Aguayo schloss sich dem Protest an und verließ die Sitzung gleich nach Beginn.

Liquiditätsproblem in Barcelona

Bereits tags zuvor hatte das katalanische Wirtschaftsministerium in Barcelona eingeräumt, dass es die Juli-Zahlungen für den Sozialsektor nicht leisten könne. Es gebe ein "Liquiditätsproblem". Im September werde sich die Lage in der Region im Nordosten Spaniens aber wieder normalisieren. Um welche Summe es sich genau handelt, wurde nicht angegeben. Nach einem Bericht der Zeitung "El Pais" fehlen 400 Millionen Euro für Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Altersheime und Jugendzentren.

Laut dem Dachverband des Sozialsektors könnten rund 100.000 Angestellte wegen des Engpasses vorerst auf ihre Gehälter verzichten müssen. Der Verband wies darauf hin, dass der Gesundheitssektor bereits von den Sparmaßnahmen der Regionalregierung im vergangenen Jahr besonders hart betroffen gewesen sei.

Vergangene Woche hatte eine Äußerung des Finanzministers von Katalonien zu einem möglichen Hilfsantrag in Madrid Sorgen um eine Verschärfung der Finanzkrise in Spanien genährt. Katalonien verfüge in der aktuellen Lage über keine andere Bank als die spanische Regierung, hatte Andreu Mas-Colell dem britischen Sender BBC gesagt. Ein Sprecherin der Regierung Kataloniens sagte danach jedoch, es sei noch nicht über einen Antrag entschieden worden. (APA, 1.8.2012)