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Washington/Wien - Noch knapp hundert Tage dauert es bis zur Wahl des US-Präsidenten am 6. November - und langsam nimmt der Kampf um Stimmen und Bundesstaaten Fahrt auf. In Umfragen hatte zuletzt meist Obama die Nase vorn, vor allem der hart geführte Vorwahlkampf der Republikaner hat ihm geholfen. Seitdem Mitt Romney als Kandidat feststeht, ist das Rennen aber knapper geworden. In einem vom Online-Portal RealClearPolitcs errechneten Durchschnittswert mehrerer Umfragen führt Obama nur noch knapp mit 46,9 gegenüber Rom neys 45,1 Prozentpunkten.

270 der 538 Wahlmänner-Stimmen braucht ein Kandidat, um zum Präsidenten gewählt zu werden. Ziemlich sicher kann Obama mit 142 Stimmen aus solide demokratischen Staaten rechnen, Romney mit 76 aus verlässlich republikanischen. Zählt man die Staaten dazu, in denen Umfragen derzeit ein klares Bild ergeben, steht das Duell 231 zu 191 für Obama.

Bleiben noch die eifrig umworbenen Swing States, in denen das Ergebnis traditionell eng ist. 116 Wahlmänner sind dort zu holen. Und auch heuer deutet viel auf eine knappe Entscheidung hin: In Iowa, Virginia und dem bevölkerungsreichen Florida führte Obama Ende Juli mit Abständen unter zwei Prozentpunkten. In North Carolina, einem traditionell republikanischen Bundesstaat, den Obama aber 2008 noch für sich entscheiden konnte, lag zuletzt Mitt Romney knapp vorn.

Ohio tendiert zu Obama

Einzig das heiß umkämpfte Ohio, das seit 1960 stets für den Gewinner der Präsidentenwahlen gestimmt hat, liegt derzeit mit einem Abstand von etwa fünf Prozentpunkten etwas fester in den Händen des Amtsinhabers. Zählt man die Daten aus all diesen Umfragen zusammen, käme Obama derzeit auf 332 Wahlmänner - und wäre damit im Amt bestätigt.

Probleme könnte der Präsident bekommen, wenn traditionell demokratische Staaten zu den Republikanern wandern. Im 20 Wahlmänner zählenden Pennsylvania etwa hat Obama zwar fast sechs Prozentpunkte Vorsprung. Die republikanische Abgeordnetenkammer hat aber kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das vorschreibt, künftig bei der Wahl nur bestimmte Identitätsnachweise zu akzeptieren. Bürgerrechtsgruppen schätzen, dass dadurch bis zu 15 Prozent der registrierten Wähler nicht abstimmen könnten, vor allem in ärmeren Stadtgebieten. Ein Gericht berät über die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes.

Viele Amerikaner werden sich erst im Laufe des Sommers mit der Wahl beschäftigen, besonders wenn ab Ende August die Nominierungsparteitage anstehen. Beide Parteien haben sich dafür Städte in den großen Swing States ausgesucht. Die Republikaner treffen sich vom 27. bis 30. August in Tampa Bay, Florida. Die Demokraten versammeln sich vom 3. bis 6. September in Charlotte, der größten Stadt North Carolinas. Im Oktober sollen zudem drei TV-Debatten stattfinden. (Manuel Escher /DER STANDARD, 2.8.2012)