Wien - Die neuen Eigentümer von Schlecker, die die Drogeriekette in den nächsten Wochen in Daily umbenennen wollen, können die Zweifel rund um die versprochene Rettung nicht ausräumen.

Günter Thumser, Präsident von Henkel CEE, einem der größten Lieferanten des Unternehmens, vermisst Transparenz der Investoren rund um Rudolf Haberleitner und den Fonds TAP 09. "Wir müssen unsere Partner für eine vernünftige Beziehung einschätzen können", sagt er dem Standard. Bisher kenne Henkel aber weder die Geldgeber noch die finanzielle Gebarung der Restrukturierungsgesellschaft. "Wir wissen zu wenig."

Geänderte Bedingungen

Henkel hat Schlecker bis zuletzt weiter beliefert, allerdings zu geänderten Bedingungen - wie stark verkürzten Zahlungszielen. Ohne den Konzern wäre die Kette nicht über die Runden gekommen, zumal dem Vernehmen nach Lieferanten wie Beiersdorf und Johnson & Johnson die Bremse zogen.

Teure Produkte verschwanden aus den Regalen, es blieben wenige Schnelldreher. Seit 2010 sei das Einkaufsbudget, das die deutsche Mutter für Österreich vorsah, um drei Viertel gesunken, ist intern zu hören, was letztlich bereits im Vorjahr für Verluste sorgte. Heuer summieren diese sich bis August wie berichtet auf fast 13 Mio. Euro. Warenkreditversicherungen für Schlecker gibt es nach wie vor nicht. Ob man auf offene Rechnung liefere, müsse jeder für sich selbst entscheiden, sagt Thumser.

Juli-Gehälter ausbezahlt

Die 3000 österreichischen Mitarbeiter erhielten per Monatsende die Juli-Gehälter, sagt Firmenanwalt Ferdinand Lughofer. Im September komme ein Geschäftsführer, bisherige Prokuristen blieben. Für Lughofer hat der nicht neue Plan, die Drogeriekette zum Nahversorger mit breitem Sortiment umzubauen, Charme. Ob sich das Konzept auch in Ballungsräumen wie Wien, wo Schlecker stark vertreten ist, umsetzen lässt, "wird man sich anschauen müssen".

Lughofer sieht die für Warenversorgung unerlässlichen Kreditversicherer "bald wieder an Bord. Und die Industrie ist froh über jeden Großkunden". Wie viel Kapital der Investor zur Verfügung ha- be, wisse er nicht. Dass Daily als Nahversorger Gemeindeförderungen erhalte, wird in der Branche bezweifelt. Viele rechnen nach wie vor mit Filetierung. Nicht zum Zug gekommene Bieter wie Josef Taus und Manfred Laaber sehen keine Chance für den versprochenen Erhalt aller 900 Filialen. (vk, DER STANDARD, 2.8.2012)