Die Frage wird häufig gestellt: "Glauben Sie wirklich, dass die ins Gefängnis müssen?" Gemeint mit "die" ist die ganze Skandal-Korona, meist aus dem schwarz-blauen Kreis.

Die Skepsis wird gefördert durch Ereignisse im Bereich der Justiz: Der Kärntner "Part of the game"-König Uwe Scheuch wird teilweise zu ei - ner Unbedingten verurteilt, das Zweitgericht entdeckt einen Formalfehler im Urteil, das Urteil im zweiten Prozess fällt akkurat so aus, dass Scheuch weder ins Gefängnis, noch (zunächst) zurücktreten muss.

Wenig später erklärt die Grazer Oberstaatsanwaltschaft, man habe seinerzeit der Klagenfurter Staatsanwaltschaft zu Unrecht geraten, das Verfahren in Sachen des Sechs-Millionen-Honorars des Steuerberaters Birnbacher einzustellen. "Wir hätten genauer hinschauen sollen", wird jetzt zugegeben, immerhin.

Aber für diesen Fall hätte man keine besonders guten Augen gebraucht. Man kann nicht umhin, Schlüsse zu ziehen: Gab es/gibt es politischen Einfluss auf die Justiz im Hintergrund? Waren da undurchsichtige Kräfte schützend tätig? Warum dauert so vieles so lange, warum wird das Offenkundige erst im zweiten Anlauf ordentlich untersucht? Möglicherweise ist gerade eine subtile Machtverschiebung im Gange, verlieren die alten Seilschaften an Einfluss, und in der Justiz setzen sich die Mutigen langsam durch. Sicher ist das aber noch nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 2.8.2012)