Entenmuscheln werden im Hibiscus mit gebratenen und rohen Steinpilzen kombiniert.

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London mag in einer tiefen Krise stecken, auf die prächtigste Restaurantszene, die sich wohl weltweit in einer Stadt finden lässt, hat das einstweilen nur wenig Einfluss. Offenbar haben die "fat cats" der Londoner City trotz reduzierter Boni noch Kleingeld genug, um die zahllosen Top-Restaurants der Stadt auch weiterhin mit wohliger Geschäftigkeit zu füllen. Wobei: Selbst die Besten geben es, zumindest mittags, mittlerweile billiger.

Der gebürtige Lyoner Claude Bosi etwa, der mit seinem im Herzen Mayfairs gelegenen Hibiscus (zwei Sterne) als vielleicht kompromisslosester High-End-Koch der Stadt gilt, lässt zum Lunch um schlanke 35 Pfund drei Gänge aus einer zwar reduzierten, aber alles andere als faden Speisekarte wählen.

Unheimlich geschmeidige Gnocchi aus Spinat und geräucherter Ricotta etwa, die nicht nur farblich fantastisch mit einer Consommé aus Ribisel und Himbeere kombiniert werden. Oder mit gedämpften Entenmuscheln, jenen raren Krebstieren, die Feinschmeckern als vielleicht exquisiteste unter den Krustentieren gelten und die Bosi mit gebratenen sowie roh gehobelten Steinpilzen kombiniert. Oder aber, weil die Saison gerade begonnen hat, mit radikal "rare" gebratenem Moorhuhn - da ist dann allerdings ein Aufpreis fällig. (Severin Corti, DER STANDARD, 29.9.2012)