Neue Pickerlzone in Wien-Hernals: Gleich um die Ecke des bekannten Baugeschäfts hinter der Wattgasse sind unüblich viele Parkplätze frei.

Hintergrund
Neues Parkpickerl in Wien: Das ändert sich

Foto: derStandard.at/mob

Wien - Lange Diskussionen sind der Ausweitung der Parkpickerlpflicht in Wien vorausgegangen. Seit Montag ist die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung nun auf große Teile fünf weiterer Bezirke ausgeweitet. Autofahrer müssen für das Abstellen ihres Fahrzeugs nun auch im gesamten 15. Bezirk sowie in Teilen des 12., 14., 16. und 17. Bezirks bezahlen.

Wer an Werktagen zwischen 9 und 19 Uhr in den neuen Zonen parkt, muss einen gültigen Parkschein einlegen; maximal darf das Auto in den Kurzparkzonen drei Stunden abgestellt werden. An Wochenenden und Feiertagen bleibt das Parken für alle Pkw-Benutzer gratis.

Parkpickerlkoordinator Leopold Bubak sprach zu Mittag von einem "geglückten Start". Alle nötigen Formalia sowie Ausschilderungen hätten perfekt geklappt.

Schonfrist bis Mittwoch

Anrainer können mit einem zuvor beantragten Parkpickerl in ihrem Heimatbezirk dauerhaft parken. Pro Jahr kostet eine solche "Ausnahmebewilligung von der Kurzparkzone" 90 Euro exklusive knapp 50 Euro für die Antragsgebühr. Wer weder Kurzparkschein noch Parkpickerl hinter der Windschutzscheibe hat, muss mit 36 Euro Strafe rechnen.

Obwohl die Stadt offiziell keine entsprechende Weisung ausgegeben hat, sollen die Parksheriffs in den ersten Tagen nach der Umstellung noch nicht strafen. Die Schonfrist gilt laut einem Bericht von orf.at bis Mittwoch, bis dahin sollen die Überwachungsorgane Informationsbroschüren statt Strafzettel hinter die Scheibenwischer klemmen. Ab Donnerstag wird die Truppe streng kontrollieren, sie wurde um 60 Personen auf 400 Mitarbeiter aufgestockt.

Maßnahme zeigt offenbar Wirkung

Wie am Montagmorgen in den betroffenen Gebieten zu beobachten war, dürfte die Maßnahme ihren Zweck - "Verteilung der knappen Stellplätze und Reduktion des Autoverkehrs auf ein stadtverträgliches Maß" - erfüllen: Verglichen mit vergangener Woche waren in vielen Straßen und Gassen deutlich mehr Parkplätze frei. Viele Dauerparker dürften auf angrenzende Bezirke ohne Kurzparkbeschränkung ausgewichen sein.

Ähnliche Verdrängungseffekte wurden auch Leopold Bubak gemeldet. In Währing, wo die meisten Abstellplätze weiterhin gratis sind, oder außerhalb der Grenze in Ottakring seien in der Früh mehr Pendler auf Parkplatzsuche gewesen. Für eine Einschätzung, ob in den neuen gebührenpflichtigen Arealen die Parksituation dafür tatsächlich besser geworden ist, sei es freilich zu früh: "Wir werden in den ersten drei Monaten eine Erstauswertung vornehmen."

Ausweichen auf Währing

Die Währinger Grünen zeigten sich am Montag jedenfalls bereits alarmiert. "Die Lebensqualität in Währing ist in Gefahr", verwies der grüne Klubobmann im 18. Bezirk, Marcel Kneuer, auf die gestiegene Parkplatznot und den durch suchende Autofahrer gestiegenen Lärmpegel. Verparkte Grünflächen und in zweiter Reihe und an Straßenecken illegal abgestellte Autos hätten außerdem gezeigt, "dass alle Befürchtungen rascher als angenommen Realität geworden sind". Er forderte die Einführung der Parkraumbewirtschaftung auch im 18. Bezirk.

Die Zukunft des neuen Parkraumbewirtschaftungsmodell steht indes auf wackligen Beinen. Die Wiener Landesorganisationen von ÖVP und FPÖ wollen, dass im Frühjahr 2013 im Rahmen der Volksbefragung über die Pickerlzone abgestimmt wird. Ob eine Volksbefragung über Gebühreneinhebung überhaupt zulässig ist, wird derzeit geprüft. (APA/red, derStandard.at, 1.10.2012)