Fair produzierte und ökologische Mode: Am Wochenende präsentierte die WearFair in den denkmalgeschützten Hallen der ehemaligen Tabakwerke in Linz ihre Design-Neuheiten

Mehr als 60 Aussteller und rund 130 verschiedene Labels waren auf der diesjährigen WearFair vertreten. Den Begriff Mode fasste der Verein Südwind als Organisator dieses Jahr sehr weit, was nicht zuletzt an der hohen Frequenz von "gepimpten Müllprodukten" - sogenanntem Upcycling - abzulesen war.

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"Viele Besucher sparen übers Jahr Geld an, um auf der WearFair einzukaufen", sagte Messe-Koordinator Daniel Kim Hügel von Südwind. Das ökologische Modeevent will aber mehr sein als eine Verkaufsmesse: "Im Fokus stehen auch Informationsangebote, die den kritischen Zugang zur konventionellen Textilproduktion verstärken und brauchbare Alternativen aufzeigen sollen", so der NGO-Mitarbeiter.

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Neben den typischen Marktgrößen wie "Göttin des Glücks", die nebenbei in Linz auch noch eine Filliale eröffnete, Vega Nova, Grüne Erde und Weltladen waren vor allem Klein- und Kleinstproduzenten mit ihren Eigenkreationen vertreten. Das Wiener Label Maronski zählte ebenso dazu ...

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... wie "Know Me" von Noomi Lösing aus Münster. Für ihre Designs verwendet sie ausschließlich Stoffe, ...

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... die das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) tragen.

knowme

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Sozial und ökologisch nachhaltiges Design muss nicht teuer sein. Das zeigen zumindest die Unikate von Katja Mairhofer, die ihre Kleidungsstücke per Siebdruck mit verschiedensten selbst illustrierten Motiven und kleinen Botschaften verziert. (Preis: 58 Euro)

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Sämtliche Stoffe und Druckfarben von Katuni - ein Akronym von "Katjas Unikate" - sind zumindest ÖKO-Tex zertifiziert.

katuni.at

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Dass ein Zelt weit mehr sein kann als eine notdürftige Outdoor-Behausung, beweist das Designerduo km/a, das derartige ausrangierte, wasserdichte Textilien zu Parkas verarbeitet.

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Katha Harrer und Michael Ellinger betreiben ihr Label seit etwa zwölf Jahren. Sie setzen in ihrer neuen Kollektion verstärkt auf verwertbare Materialien aus der landesverteidigenden Branche. So verarbeiten die beiden auch Fallschirme zu Jacken und ...

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..."bundesdeutsche" Decken zu Mänteln. Preislich bewegen sich die Einzelstücke zwischen 280 und 450 Euro.

kmamode.com

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Mit Global 2000 konnte dieses Jahr ein Kooperationspartner gewonnen werden, der besonders für die Upcycling-Schiene verantwortlich zeichnete. "Die WearFair zeigt sehr schön, dass Ökomode nicht mehr dieses Jutesack-Vorurteil verdient", ist die Pressesprecherin der Umweltschutzorganisation, Nunu Kaller, überzeugt.

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Brigitte Wagner stammt aus einer bayerischen Dirndlschneider-Familie. "Deshalb war mir die Nähmaschine immer sehr vertraut", erzählt die Betreiberin des Labels Kamaeleon, die sich auf Recyclingmode für Kinder spezialisiert hat. Ihren Hauptberuf "Klassischer Gesang" hat sie vor rund vier Jahren an den Nagel gehängt. Seit damals schneidert sie Kindermode aus gebrauchten Herrenhemden, "denn irgendein weiteres Kinderlabel gründen wollte ich auf keinen Fall".

Kamaeleon

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Mit Stofftieren aus österreichischem Wollwalk war Emiko Fujinaga vertreten.

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Waltraud der Wal und Jaques Giraffe sind waschbar, CE-zertifiziert und für Kleinkinder geeignet. (Preis: 58 Euro/28 Euro).

Emiko

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Skiausrüstungen für Möbel und Haushaltsgeräte verwertet Jakob Lederer aus Graz. Seit rund drei Jahren zimmert der gelernte Maschinenbauer Bänke, Sessel, Schaukelstühle und Hocker aus entsorgten Brettern, die zumindest in der Freizeit einmal die Welt bedeuteten.

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Die Idee für die Konstruktion von Skimöbeln hatte er, da er sich eigenen Angaben zufolge nicht von seinen alten, ausrangierten Skiern trennen konnte. Mittlerweile sorgen Freunde, Bekannte und Sportartikelgeschäfte für ausreichend Upcycling-Nachschub. Neben Sitzgelegenheiten zählen Garderoben und ...

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... Spiegel im 70er-Jahre-Skisport-Design sowie "alpines" Kochgeschirr zur Produktpalette.

skimoebel.at

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Das Thema Ökohygiene bearbeiten Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant mit ihrer "Erdbeerwoche", einem liebevollen Synonym für die Menstruation. "Jede Frau verbraucht im Laufe ihres Lebens rund 16.000 Tampons beziehungsweise Binden. Allein schon deshalb sollten sich Frauen Gedanken darüber machen, welche  Auswirkungen die Verwendung von Baumwollprodukten, die mit Chemikalien und Pestiziden behandelt wurden, auf den Körper hat."

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Neben Slipeinlagen, Binden und Tampons aus zertifizierter Bio-Baumwolle setzt die Erdbeerwoche außerdem auf Bio-Slips und wiederverwendbare Menstruationskappen aus medizinischem Kunststoff.

erdebeerwoche

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Neben Lederwerkstatt und Nähworkshop, wo sich die Besucher ihr eigenes Upcycling-Shirt schneidern konnten, gab es noch ...

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... internationale Vorträge wie jene von Care-Aktivistin Kalpana Rani und Textil-Gewerkschaftspräsidentin Lovely Yesmin, die über die äußerst prekären Arbeitsverhältnisse der vorwiegend weiblichen Textilarbeiter in Bangladesch berichteten.

Bangladesch, China, Pakistan und Teile Afrikas zählen zu den weltweit größten Märkten der Bekleidungsproduktion. Unterbezahlung, fehlende Sicherheitsvorkehrungen, Überschreitung der gesetzlichen verankerten Maximalarbeitszeiten sind nur einige der Ingredienzien für eine mitunter tödliche Melange, wie jüngst der Brand in einer pakistanischen Textilfabrik zeigte, bei dem 300 Menschen ums Leben kamen.

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Nächstes Jahr wird die WearFair wohl in die sechste Runde gehen. Zumindest für Gerald Kreutzer von der Produktionsgewerkschaft (Pro-Ge) ist die alternative Bekleidungsmesse ein wichtiger Indikator dafür, dass es sich hier mehr als nur um einen kurzfristigen Trend handelt. Eine Studie, die gemeinsam mit dem Modelabel "Milch" durchgeführt wurde, scheint ihm in seiner Einschätzung recht zu geben: Demnach beziehen mittlerweile mehr als 20 Prozent der KonsumentInnen sozioökologische Aspekte in ihre Kaufentscheidung ein. (gueb, derStandard.at, 1.10.2012)

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