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Bei 95 Prozent der obduzierten Toten wurden Opiate nachgewiesen.

Foto: apa/dpa/Boris Roessler

Wien - Im vergangenen Jahr starben in Österreich mindestens 177 Menschen an Suchtgift-Überdosierungen. Diese Zahl ist durch Obduktionen belegt. 2010 waren es 170 gewesen. Keine Obduktionsberichte gab es bei 24 weiteren Todesfällen mit wahrscheinlichem Drogenbezug. Dadurch könnte die Zahl der Opfer auf 201 steigen (2010 waren es 187). Das geht aus dem aktuellen Bericht des Gesundheitsministeriums hervor.

Erstellt hat den Bericht das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheit (ÖBIG) im Auftrag des Ressorts. Auffällig ist, dass fast 80 Prozent der Todesfälle in Wohnungen registriert werden. Kritisch sehen die Experten den Rückgang der Obduktionsraten: "Es gilt, dem Trend sinkender Obduktionsraten bei Verdacht auf einen suchtgiftbezogenen Todesfall entgegenzuwirken." Diese Problematik gelte allerdings für praktisch alle Todesursachen in Österreich.

Fast ausschließlich Opiate

Im Jahr 2011 wurden bei den obduzierten Drogentoten in 95 Prozent der Fälle Opiate entdeckt. Dieser Anteil schwankte zwischen 2007 und 2010 im Bereich von 97 bis 100 Prozent. Allerdings führte Mischkonsum verschiedener Suchtgifte am häufigsten zum Tod: Opiate plus Medikamente und Alkohol stellen die größte Gefahr dar, 2011 galt das für 151 der insgesamt 177 Drogenopfer, bei denen spezielle toxikologische Untersuchungen durchgeführt wurden. 

Das entspricht gut 85 Prozent. 2010 lag dieser Wert bei 92 Prozent. Das Drogenersatzmittel Methadon wurde vergangenes Jahr in 30 Fällen nachgewiesen, andere Opiate wie Codein oder Bupremophin in 39 Fällen. Bei sechs Verstorbenen wurden Designer-Drogen (vor allem Cathinonderivate) entdeckt.

Drei Viertel sind Männer

Wie das Autorenteam des Berichts rund um Charlotte Wirl ebenfalls berichtet, sind nur 24 Prozent der Verstorbenen (verifizierte Fälle) weiblich. Auffällig sei weiters auch: "32 Prozent waren zum Zeitpunkt des Todes unter 25 Jahre alt."

Wien liegt bei der Häufigkeit von tödlichen Überdosierungen pro 100.000 Einwohnern im Alter zwischen 15 und 64 Jahren an der Spitze: Im Jahr 2011 lag der Wert in der Bundeshauptstadt knapp unter sieben (inklusive nichtobduzierter Verdachtsfälle bedeutet das etwas über acht). Dann folgen Tirol mit knapp fünf Opfern pro 100.00 Einwohner und Vorarlberg mit etwas mehr als drei.

Todesfalle Wohnung

Ein Problem akuter Drogenüberdosierungen liegt auch darin, dass sie oft im privaten Bereich erfolgen und - aus Angst vor Polizei etc. - medizinische Hilfe zu spät gerufen wird. 2011 wurden 79 Prozent der Todesfälle in Wohnungen registriert. 2010 waren es 73 Prozent gewesen. Eine allfällige Verdrängung Drogenkranker aus der Öffentlichkeit könnte demnach für die Risikogruppen negative Folgen haben. (APA/red, derStandard,at, 1.10.2012)