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Am Mittwoch im Fernsehen: Mitt Romney gegen Barack Obama.

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US-Präsident Barack Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney reisen derzeit von Bundesstaat zu Bundesstaat. Nicht selten wahlkämpfen beide Kandidaten nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Direkte Begegnungen bleiben bisher aus. Das wird sich Mittwochnacht ändern. Denn am 3. Oktober findet das erste von drei TV-Duellen statt, in denen sich Obama und Romney vor einem Millionenpublikum messen werden.

Am Mittwoch werden vorerst nur innenpolitische Themen debattiert, die Außenpolitik steht erst Ende Oktober beim dritten Aufeinandertreffen auf dem Programm. Auf ihren ersten gemeinsamen TV-Autritt an der Universität Denver im US-Bundesstaat Colorado haben sich die beiden Kandidaten minutiös vorbereitet: Der Präsident trainierte mit dem früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry für die Debatten; Romney übte mit Senator Rob Portman aus Ohio.

Erfahrung

Zwar ist Obama der einzige der beiden Kandidaten, der bereits Erfahrung im Kampf um das Weiße Haus hat; auch das Format der TV-Debatte hat er bereits erfolgreich absolviert. Doch der Vorteil ist nur oberflächlich. Denn im Gegensatz zum US-Präsidenten musste Romney die Vorwahlen der republikanischen Partei bestreiten – darunter auch zahlreiche TV-Duelle. Seit 2008 trat Romney bei 23 im Fernsehen übertragenen Debatten an, Obama hingegen bei keiner.

Druck versus Erwartungen

"Ich denke, was wir brauchen, ist ein großer und mutiger Auftritt", brachte New Jerseys Gouverneur Chris Christie die Erwartungen an Romney auf den Punkt. Der republikanische Kandidat braucht einen Befreiungsschlag. Fünf Wochen vor dem Wahlgang steht Romney enorm unter Druck. In Umfragen ist er hinter seinen demokratischen Gegner zurückgefallen, Obama liegt im Schnitt vier Prozentpunkte vorne. In entscheidenden US-Staaten wie Ohio und Florida sehen Meinungsforscher den Amtsinhaber in Führung.

Für Romney ist das Kräftemessen vor laufenden Kameras wohl die letzte Chance, das Rennen um das Weiße Haus noch zu seinen Gunsten zu entscheiden. Der Druck auf den Kandidaten ist entsprechend enorm. Gleichzeitig sind auch die Erwartungen an Obama gestiegen. Einer CNN-Umfrage zufolge glauben 59 Prozent der befragten Amerikaner, dass der US-Präsident im TV-Duell besser abschneiden wird. Diese Erwartungshaltung könnte letztlich Romney nützen, da er als Underdog in die Debatten gehen wird und positiv überraschen könnte.

Patzer versus Ausschweifungen

Entscheidend wird jedoch wohl die inhaltliche Präsentation der Kandidaten in den Fernsehdebatten sein. Obama, der zu Ausschweifungen neigt, könnte das Format mit einer stark begrenzten Redezeit unter Druck bringen. Romney hingegen muss aufpassen, nicht allzu frei von der Leber weg zu sprechen. In der Vergangenheit hat sich der Republikaner immer wieder Patzer geleistet, die ihm heftige Kritik einbrachten. Als er beispielsweise bei seiner Goodwill-Tour in Großbritannien Zweifel daran äußerte, dass die Briten ausreichend auf die Olympischen Spiele vorbereitet sind, löste das einen Sturm der Entrüstung in London aus.

Doch vor allem ein heimlich aufgenommenes Video von einer Spendenveranstaltung, in dem sich Romney abschätzig über fast die Hälfte der Wählerschaft äußert, kratzte an seinem Image.
Konservative Kommentatoren gingen mit Romney hart ins Gericht: Der "Weekly Standard" nannte die Äußerungen des Kandidaten "dumm und arrogant". In der Talksendung "Fox News Sunday" räumte Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan ein, dass es einige "Fehltritte" im Wahlkampf gegeben habe. "Fehltritte", die sich Romney bei der TV-Debatte nicht mehr leisten kann.

Körpergröße

Einen rund 2,5 Zentimeter großen Trumpf könnte Romney bei den TV-Debatten gegen Barack Obama noch haben. Denn um so viel ist der Republikaner größer als der US-Präsident. In der Geschichte der TV-Debatten hinterließen große Kandidaten einen besseren Eindruck beim Publikum als ihre kleineren Kontrahenten. (stb, derStandard.at, 1.10.2012)