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Ihre natürlichen Feinde wie Wölfe wurden in Österreich ausgerottet: Nun dezimieren Jäger verstärkt die Population der Wildschweine.

Foto: APA/Patrick Pleul

Wien - Den Wildschweinen stehen in der Bundeshauptstadt schwierige Zeiten bevor: Die Stadt Wien verstärkt die Bejagung. Denn die Tiere hätten sich in den Randbezirken zur Plage entwickelt. Daher zieht die Stadt Wien Konsequenzen: Die schweinische Population soll wieder reduziert werden - unter anderem durch eine Aufstockung des Jagdpersonals. Die Tiere halten sich derzeit vor allem im Wienerwald, in der Lobau oder im Bereich Bisamberg auf, wie Umweltstadträtin Ulli Sima berichtete.

Das vermehrte Vorkommen hat laut Forstdirektor Andreas Januskovecz verschiedene Gründe: Zum einen profitiert das Schwarzwild von den milderen Wintern. Pro Muttertier gibt es oft nicht mehr - wie früher - nur eine Geburt, sondern zwei bis drei. Auch die Anzahl der Jungen pro Geburt steigt. Galt früher ein Wurf mit acht Nachkömmlingen schon als Sau-Großfamilie, erblicken inzwischen bis zu zwölf Tiere das Licht der Welt.

Milde Winter, gutes Futterangebot

Massiv war der Anstieg der Population im Vorjahr, da Eichen und Buchen viele Samen trugen, was das Futterangebot für die wilde Sau beträchtlich erhöhte. Die Folge waren beachtliche Schäden in der Natur. Laut den Wiener Forst-Verantwortlichen sind Bäume genauso gefährdet wie frische Aussaaten in der Landwirtschaft. Vor allem Kartoffel- oder Getreidefelder werden gerne verwüstet. Doch auch Rebstöcke sind nicht sicher, da Wildschweine auch reife Weintrauben schätzen.

Komposthaufen und Mistkübel als Buffet

Inzwischen machen die Tiere sogar vor Privatgärten nicht mehr Halt. Nahrung finden sie dort vor allem bei Komposthaufen oder in Mistkübeln. Laut Januskovecz sind Wildschweine grundsätzlich nicht gefährlich. Wenn sie sich aber bedroht fühlen und keine Fluchtmöglichkeit mehr haben, kann es für Menschen aber sehr wohl brenzlig werden.

Umgekehrt macht nun der Mensch den Tieren das Leben schwer: Angesichts der Entwicklung und da natürliche Feinde wie Bär oder Wolf nicht mehr vorkommen, wird das Jagdpersonal von derzeit zehn auf bis zu 15 Personen aufgestockt. Wobei schon jetzt intensiv abgedrückt wird: An die 35.000 Abschüsse wurden in der gesamten Ostregion (Wien, NÖ, Burgenland, Anm.) etwa 2010 registriert. Das ist deutlich mehr als in den Jahren davor.

Änderung des Jagdgesetzes

Bisher konnten Wildtiere nur in den Jagdgebieten, also nur in den Randbereichen der Stadt, erlegt werden. Eine Änderung des Jagdgesetzes macht es nun möglich, falls nötig im gesamten Stadtgebiet aktiv zu werden. Zudem sind regionale Schwerpunktaktionen mit Gemeinden in Niederösterreich geplant.

Die Stadt betont, dass auch Nicht-Jäger durch ihr Verhalten Einfluss nehmen können, etwa durch die Abdeckung von Komposthaufen. Keinesfalls, so wird zudem betont, sollen Wildschweine und andere Wildtiere gefüttert werden. (APA, 1.10.2012)