Wien - Die Angehörigen von Patienten mit einer der gefährlichsten Form von Gehirntumoren - Glioblastoma multiforme - leiden ähnlich wie die Kranken selbst. Diesen Schluss legt eine Studie von Birgit Flechl von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und ihrem Forscherteam nahe, die am Montag beim ESMO-Kongress in Wien vorgestellt wurde.

Die Experten fassen die Ergebnisse der Studie folgendermaßen zusammen: "Die betreuenden Angehörigen berichteten von einer Lebensqualität, die nur wenig besser war als jene der Patienten selbst. Etwa zwei Drittel von ihnen fühlten sich überbelastet, was den dringenden Bedarf nach Unterstützung und spezielle Ausbildungsprogramme unterstreicht."

Angstzustände und Burn-Out-Symptome

Die Glioblastoma multiforme ist - trotz den Fortschritten in der Medizin und steigender Lebenserwartung der Patienten - üblicherweise eine tödlich verlaufende Erkrankung. Die Autoren verwendeten für ihre Studie einen von der MedUni Amsterdam entwickelten Fragebogen zur Bestimmung der Lebensqualität von Patienten und ihren pflegenden Angehörigen während der letzten drei Monate vor dem Ableben des Betroffenen.

In 88 Prozent der Fälle handelte es sich bei den pflegenden Angehörigen um die Lebenspartner der Patienten. Zwei Drittel waren Frauen. Zu den häufigsten Symptomen der Erkrankten zählten schwere Erschöpfungszustände (87 Prozent), Bewusstseinsstörungen (81 Prozent) und Sprachstörungen (77 Prozent). 22 Prozent waren in den letzten drei Monaten ihres Lebens bettlägerig, in der Woche vor dem Ableben stieg dieser Prozentsatz auf 80 Prozent.

Unter den Angehörigen waren 90 Prozent von Trauer betroffen, 69 Prozent hatten Angstzustände und 60 Prozent klagten über Burn-Out-Symptome. Für 54 Prozent bedeutete ihr familiäres Engagement auch das Einschränken anderer Sozialkontakte, 42 Prozent gaben "Frustration" als negativen Effekt an. (APA, derStandard.at, 1.10.2012)