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Mario Monti.

Foto: REUTERS/Shannon Stapleton

Italien könnte schon bald um eine weitere Anomalie reicher sein. Mario Monti könnte im Frühjahr erneut das Amt des Premiers übernehmen - ohne selbst zu kandidieren. Der Christdemokrat Pier Ferdinando Casini und Gianfranco Fini, Chef von Futuro e Libertá, haben in Arezzo zur Bildung einer "nationalen Bürgerliste aller couragierten Italiener" aufgerufen, die "abseits persönlicher Eitelkeiten" vor allem ein Ziel verfolgt: Monti soll die Stabilisierung des Landes in der nächsten Legislaturperiode fortsetzen.

Rückendeckung erhielten die beiden von Ferrari-Chef Luca Di Montezemolo, der die Kandidatur seiner Bewegung Italia futura ankündigte und dabei ebenfalls für eine zweite Amtszeit Montis plädierte. Er selbst trete nicht an, und seine Partei werde keine Bündnisse mit anderen Kräften schließen.

Kritisch äußerten sich Silvio Berlusconis Popolo della Libertà (PDL) und der linke Partito Democratico (PD). PD-Vorsitzender Pierluigi Bersani sprach von einem "allzu simplen Schleichweg". PDL-Chef Angelino Alfano wandte sich gegen einen "virtuellen Kandidaten, der zur Wahl gar nicht antritt."

Ex-Außenminister Franco Frattini begrüßte dagegen die Entscheidung. Nach der Wahl könne sich im Parlament eine Mehrheit finden, die "Monti vom parteiunabhängigen Technokraten zum politischen Premier" befördere. Berlusconi selbst wollte sich nicht äußern. Doch dass er Monti einer linken Regierung unter Bersani vorzieht, liegt auf der Hand. Dann könnte er sich trotz Niederlage als Mehrheitsbeschaffer ein Mitspracherecht sichern.

Monti hat indes andere Sorgen als eine mögliche zweite Amtszeit. Bereits am Donnerstag will die Regierung mit einem Dekret drastische Kürzungen bei den skandalbelasteten Regionalparlamenten durchsetzen. Die Zahl der Abgeordneten soll um die Hälfte sinken, Diäten, Kommissionen und Zulagen massiv gekürzt werden. Monti will die Parteien auf Distanz halten. Von den ausufernden Spekulationen genervt, sagte er am Montag, er werde "in wenigen Monaten aus dem Amt scheiden". (DER STANDARD, 2.10.2012)