Ein grantig dreinschauender Knirps mit Messer und Gabel in der Hand vor einem leeren Teller, über ihm die Wortwolke "Fressen die Alten den Kuchen weg?": Der Kuchenfresstitel ihres Buchs, das die Seniorenvertreter von SPÖ und ÖVP, Karl Blecha und Andreas Khol, am Tag der älteren Menschen präsentierten, ist natürlich "part of the game" - und die beiden Politiker beherrschen ihre Spiele. Fetziger Marketing-Sprech zur Verkaufsförderung gehört da so selbstverständlich dazu wie altbewährte politische Lobbying-Arbeit für ihre Generation. Ist auch okay so.

Der wichtigere Satz steht in kleinerer Schrift auf dem Cover: "Das Alter neu denken". Die Frage ist, welches. Es gibt auch ein Leben vor der Pension. Denn, ja, die Sicherung eines ökonomisch und auch sonst abgesicherten, lebensfrohen "Lebensabends" ist wichtig - auch als Zukunftsperspektive für die Jungen. Aber wenn man sich den UN-Report zur demografischen Entwicklung anschaut, empfiehlt sich auch ein aufmerksamerer Blick auf das Alter vor dem Alter.

Jede Sekunde feiern zwei Menschen irgendwo auf der Welt ihren 60. Geburtstag. Im Jahr 2050 wird es weltweit erstmals mehr über 60-Jährige geben als unter 15-Jährige. Das gute Leben der Älteren wird dann also von sehr viel weniger Jüngeren ermöglicht oder unterstützt werden müssen. Die etablierten Pensionisten sollten daher ein vitales Interesse an einem an Chancen üppigeren Bildungssystem als derzeit und einem guten Leben für die Jüngeren haben. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 2.10.2012)