Gemeinsam Mauerblümchen-Sein macht mehr Spaß: Logan Lerman, Ezra Miller und Emma Watson (v. li.) als Jugendfreunde.

Foto: Polyfilm

Wien - Dass der Übertritt in die Oberschule für US-Teenager eine harte Prüfung ist, das hat sich dank Buch, Film und Fernsehen längst herumgesprochen. Auf Gängen, in der Highschool-Mensa, auf dem Pausenhof oder am Klo lauern potenziell übelmeinende Gleichaltrige. Vor allem Einzelgänger sind verloren.

Charlie zum Beispiel ist sechzehn. Um die Tücken der Highschool weiß er Bescheid. Sein einziger Freund hat sich vor kurzem das Leben genommen. Ein tödlicher Unfall, der sich in Charlies Kindheit ereignet hat, ist ein weiterer Grund für seine labile Verfassung. Charlie hat sich mit seinem Schicksal als Außenseiter eigentlich schon abgefunden, da lernt er den unbekümmerten Patrick und dessen Halbschwester Sam kennen und merkt, dass es auch einen Bonus für Mauerblümchen gibt.

Stephen Chboskys (Brief-)Roman The Perks of Being a Wallflower / Vielleicht lieber morgen entwickelte sich 1999 rasch zum Bestseller. Dreizehn Jahre später hat der studierte Drehbuchautor Chbosky die Geschichte nun fürs Kino noch einmal aufbereitet und dafür eine illustre Riege an Schauspielern verpflichtet. Logan Lerman verleiht Charlie Verhaltenheit, Ezra Miller konterkariert dies als Patrick mit Flamboyanz und großer Geste. Emma Watson, durch die Potter-Filme schon zu Starruhm gelangt, fügt sich als abgeklärte Sam stimmig ein.

Der Film selbst wirkt sympathisch zeitlos. Es ist kaum zu unterscheiden, ob seine jugendlichen Helden schon Teil einer hippen Retrokultur sind oder noch als Zeitgenossen mit Schallplatten hantieren. Die Popkultur und ihre Artefakte bieten ihnen Rückhalt, und an junge Menschen gerichtete Plädoyers, ihr Außenseiterdasein und ihre Antipathie gegen Autoritäres mit anderen zu teilen, kann es ohnehin nie genug geben.

Mit Am Ende eines viel zu kurzen Tages / Death of A Superhero läuft schon seit der Vorwoche eine weitere Coming-of-Age-Geschichte im Kino: Hier steht allerdings ein junger Mann im Zentrum, der sich mit der Gewissheit arrangieren muss, dass er seine Jugend gar nicht überleben wird. Seine Eltern erhoffen sich für ihren krebskranken Teenager - und für sich selbst - Hilfe von einem Psychologen (Andy Serkis). Donald (Thomas Brodie-Sangster) übersetzt seine Ängste und Sehnsüchte lieber in dunkle Superheldencomics.

Die Geschichte, in deren Verlauf es auch darum geht, Donald zu seiner Entjungferung zu verhelfen, bleibt trotz der Animationssequenzen recht berechenbar. Einzelne wirkungsvolle Szenen und motivierte Darsteller entschädigen dafür aber ein bisschen. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 2.11.2012)