Koshik im Everland-Zoo beim "Interview" mit den Wissenschaftern Angela Stöger und Daniel Mietchen.

Foto: Dept. für Kognitionsbiologie

Wien - Warum die Kommunikation zwischen Menschen und klugen Tieren wie Elefanten oder Delfinen nur schlecht klappt, hängt unter anderem auch daran, dass die Tiere sehr viel höhere und tiefere Laute erzeugen - und das zum Teil auch noch auf ganz andere Art und Weise.

Aber es gibt Ausnahmen von besonderem Sprachtalent. Erst vergangene Woche berichteten Forscher im Fachblatt "Current Biology" über die verblüffend menschlichen Lautäußerungen des Belugawals Noc. Da die Kommunikation der Meeressäuger um mehrere Oktaven höher stattfindet, musste das Tier seine normale Methode der Lauterzeugung verändern.

Von einem ähnlichen Phänomen bei einem ganz anderen Tier berichtet nun ein Forscherteam, dem die Wiener Biologen Angela Stöger und Tecumseh Fitch vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien angehören. Der Asiatische Elefant Koshik aus dem Everland-Zoo in Südkorea imitiert seine Pfleger auf Koreanisch so gut, dass Koreaner verstehen können, was er "sagt".

Rüssel im Maul

Den Schall muss der Elefant dabei auf ungewöhnliche Weise produzieren, da seine normalen Laute zum Teil so tief sind, dass Menschen sie nicht wahrnehmen können. Koshik steckt sich seinen Rüssel während der Lautäußerung ins Maul - vergleichbar einem Trompeter, der einen Dämpfer verwendet. Dabei ahmt er zwei Aspekte der menschlichen Sprache nach, wie die Forscher in "Current Biology" schreiben: die Tonhöhe und die Klangfarbe.

Koshik kann auf diese Weise fünf koreanische Wörter imitieren: "annyong" (hallo), "anja" (setz dich), "aniya" (nein), "nuo" (leg dich hin) und "choah" (gut). Nach Einschätzung der Forscher kennt Koshik die Bedeutung seiner imitierten Wörter allerdings nicht. Sie haben aber eine These, warum er menschlich zu sprechen begann: Koshik war in seiner Jugend der einzige Elefant im Everland-Zoo - und die Pfleger seine wichtigsten Sozialkontakte.  (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 02.11.2012)