Der Schweizer Autor Leo Tuor stellt seinen Roman "Settembrini. Leben und Meinungen" vor.

Foto: Yvonne Böhler

St. Veit - Die Literaturtage St. Veit waren, als sie 1950 zum ersten Mal stattfanden, einer der wenigen Orte, die nach dem Krieg der zeitgenössischen Literatur ein Podium boten, nicht nur in Kärnten, sondern österreichweit. Christine Lavant, die Bachmann, Handke, Jonke, Kofler, Bernhard, Jandl und Mayröcker haben hier, um nur einige wenige zu nennen, gelesen.

Nach einer wechselvollen Geschichte und einem drei Jahrzehnte währenden Dornröschenschlaf wurden die Literaturtage vor einigen Jahren von einer Privatinitiative und dem Klagenfurter Musilhaus wieder ins Leben geküsst. Und wie.

Denn nach den Lesungen des vergangenen Jahres mit Maja Haderlap, Florian Lipus und Paul Nizon ist auch das heurige, unter dem Thema "Doppelte Böden" stehende Programm wieder exquisit. So liest heute, Freitag, mit Antonio Fian einer, der immer wieder die Sprachdecke lüftet, um zu sehen, was sich unter der glatten Oberfläche des Gesagten so alles an Unrat befindet (19.30, Rathaushof, Einleitung: Wilhelm Huber).

Keinesfalls entgehen lassen sollte man sich auch die Lesung des Schweizer Rätoromanen Leo Tuor, der seinen gewaltigen Roman Settembrini. Leben und Meinungen vorstellt (Samstag, 19.30, Rathaushof, Einleitung: Klaus Amann), in dem ein Onkelpaar in den Bergen Graubündens einen Ich-Erzähler mit den Geheimnissen der Jagd - auch jener nach der Sprache - und der Mythologie vertraut macht.

Am Sonntag um elf schließlich liest Wolfram Berger Texte des Münchner Autors und Satirikers Karl Valentin (1882-1948), dessen Texte trotz allen Humors immer auch davon handeln, sich selbst und dem Eindeutigen gegenüber "vorsichtshalber misstrauisch" zu bleiben.    (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 2.11.2012).